Der Iran und Saudi-Arabien wollen nach jahrelangem Konflikt ihre diplomatischen Beziehungen wiederherstellen. In einem ersten Schritt planen die Außenminister der rivalisierenden Länder ein Treffen, wie die staatlichen Nachrichtenagenturen beider Länder, IRNA und SPA, am Freitag berichteten. Demnach unterzeichneten hochrangige Regierungsvertreter in China eine entsprechende Übereinkunft. Die beiden Länder ringen in der Nahost-Region um politischen und militärischen Einfluss.
Das sunnitische Saudi-Arabien und der mehrheitlich schiitische Iran unterhielten in den vergangenen Jahren keine diplomatischen Beziehungen. Riad hatte die offiziellen Kontakte mit Teheran im Jänner 2016 gekappt, als Reaktion auf einen Angriff iranischer Demonstranten auf die saudische Botschaft im Iran. Ausgelöst wurden die Proteste durch die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Scheich Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien. Ihre Rivalität trugen die beiden Staaten in vergangenen Jahren auch bei militärischen Konflikten in der Region aus, etwa im Jemen.
Effekte in ganzer Region
Im vergangenen Jahr näherten sich beide Seiten auf diplomatischer Ebene allerdings vorsichtig an. Im Irak fanden mehrere Gesprächsrunden mit iranischen und saudischen Vertretern statt, die sich vor allem um Sicherheitsfragen drehten. Irans einflussreicher Politiker Ali Shamkhani, Sekretär des Sicherheitsrats, war Berichten zufolge in den vergangenen Tagen wieder für Gespräche in Bagdad. Neben dem Irak hatte auch der Oman eine Rolle als Vermittler gespielt.
Die USA haben positiv auf die Annäherung reagiert, wollen aber über die Einzelheiten unterrichtet werden. "Wir begrüßen alle Bemühungen, die dazu beitragen, den Krieg im Jemen zu beenden und die Spannungen im Mittleren Osten zu reduzieren", hieß es am Freitag aus dem Weißen Haus.
In der Tat kann davon ausgegangen werden, dass eine maßgebliche Verbesserung der saudisch-iranischen Beziehungen auf die ganze Region ausstrahlen könnte. Das schiitische Regime in Teheran unterstützt die Huthi-Rebellen im Jemen, gegen die Riad seit 2015 Krieg führt, seit Jahren mit umfangreichen Waffenlieferungen. Die Huthi haben so ein beachtliches Arsenal an Drohnen und Raketen aufgebaut, damit greifen sie immer wieder Ziele in Saudi-Arabien an. Der Iran kontrolliert ein ganzes Netz von bewaffneten Stellvertretern in der ganzen Region.
Vieles deutet darauf hin, dass sich die reichen Golfstaaten derzeit lieber auf den Umbau ihrer Volkswirtschaften konzentrieren, um unabhängig von den Öleinkünften zu werden. (red.)