Die Ukraine hat nach Angaben der Luftstreitkräfte in Kiew in der Nacht zum Dienstag ein gutes Dutzend russische Drohnenangriffe abgewehrt. Es seien insgesamt 17 Attacken mit iranischen "Kamikaze-Drohnen" vom Typ Shahed-136 registriert worden, teilten die Streitkräfte in Kiew mit. 14 Drohnen seien abgeschossen worden. Berichte über Explosionen gab es aus der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer, wo Behörden Zerstörungen an Infrastruktur, darunter in einem Unternehmen, meldeten.

Bei den Angriffen auf Odessa sind nach Angaben des ukrainischen Militärs vorläufigen Informationen zufolge keine Menschen getötet worden. Eines der unbemannten Fluggeräte aus iranischer Produktion habe allerdings ein Unternehmensgebäude getroffen. Dadurch sei ein Feuer ausgebrochen, das aber inzwischen gelöscht sei.

Bachmut weiter massiv umkämpft

Nach ukrainischen Militärangaben wurden insgesamt fast 70 Angriffe von russischer Seite abgewehrt, darunter auch Raketenschläge und Artillerieattacken. Einer der Schwerpunkte sei weiter die Region Bachmut in der ostukrainischen Region Donezk, hieß es in Kiew. Der Kampf um die strategisch wichtige Stadt Bachmut geht demnach weiter. Zuvor hatte der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, erklärt, dass das Verwaltungszentrum und damit die Stadt "rechtlich" eingenommen sei. Die Führung in Kiew hatte das zurückgewiesen.

Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) stützten indes nach Analysen von Bildern die Behauptung Prigoschins. Demnach kommen die Wagner-Truppen mit Unterstützung der regulären Einheiten der russischen Streitkräfte im Zentrum von Bachmut weiter voran.

Bachmut ist bereits seit dem Spätsommer umkämpft. In diesem Jahr haben sich die Kämpfe zur blutigsten Schlacht des mehr als ein Jahr dauernden russischen Angriffskrieges entwickelt. Die Stadt ist der Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie zwischen den Städten Siwersk und Bachmut im Donezker Gebiet. Falls die Stadt fällt, eröffnet sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk. Damit rückt eine von Russland geplante vollständige Eroberung des Donezker Gebiets näher.

Odessa, die Hafenstadt am Schwarzen Meer, war bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowohl bei Russen als auch Ukrainern als Urlaubsziel beliebt. Seit Beginn der russischen Invasion wurde Odessa mehrfach von Moskau bombardiert. Dabei war insbesondere die Energie-Infrastruktur der Stadt beschädigt worden.

Im Jänner hatten die Vereinten Nationen das historische Zentrum der Stadt zum gefährdeten Welterbe erklärt und es auf die Unesco-Welterbe-Liste gesetzt.

Auch beim Export von Getreide im Rahmen des Getreideabkommens mit Russland unter Vermittlung der UNO und der Türkei nimmt die ukrainische Hafenstadt eine Schlüsselrolle ein. So startete im vergangenen Sommer das erste Schiff mit Getreide aus der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges vom ukrainischen Hafen Odessa in Richtung Türkei. (apa/afp/reuters)