Finnland ist unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine der Nato beigetreten. Der finnische Außenminister Pekka Haavisto übergab am Dienstag im Nato-Hauptquartier in Brüssel die Beitrittsurkunde seines Landes an US-Außenminister Antony Blinken, der sie am Gründungsort des Verteidigungsbündnisses in Washington verwahren wird. Mit diesem Schritt wurde der Aufnahmeprozess endgültig abgeschlossen.

Finnlands Präsident Sauli Niinistö bezeichnete den Beitritt seines Landes als Beginn einer neuen Ära. Die Zeit der militärischen Bündnisfreiheit seines Landes sei nun zu Ende gegangen, erklärte das finnische Staatsoberhaupt am Dienstag unmittelbar nach dem vollzogenen Beitritt. "Eine neue Ära beginnt." Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und US-Außenminister Antony Blinken sprachen von einem "historischen Tag" für die Nato und für Finnland.

Stoltenberg machte zudem deutlich, dass er die Nato-Norderweiterung als Zeichen für ein Scheitern der Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin sieht. Ein erklärtes Ziel der Invasion in die Ukraine sei es gewesen, weniger Nato an der russischen Grenze zu haben und neue Mitgliedschaften zu verhindern, sagte der Norweger. Nun bekomme Putin genau das Gegenteil - mehr Nato-Truppen im östlichen Teil des Bündnisses und mehr Nato-Mitglieder. Finnland hat eine 1.340 Kilometer lange Grenze zu Russland.

Der Kreml hingegen kritisierte den Nato-Beitritt seines Nachbarn als Bedrohung für seine eigene Sicherheit.

Finnlands Nato-Beitritt ist eine der bisher wohl weitreichendsten geopolitischen Folgen des russischen Einmarsches in die Ukraine. Das nordische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte zuvor jahrzehntelang großen Wert auf Bündnisfreiheit gelegt. Mit dem Beitritt Finnlands wächst die Nato-Außengrenze Richtung Russland auf mehr als das Doppelte an.

Einschläge in Odessa

Unterdessen hat die Ukraine nach eigenen Angaben ein gutes Dutzend russischer Drohnenangriffe abgewehrt. Es seien insgesamt 17 Attacken mit iranischen "Kamikaze-Drohnen" vom Typ Shahed-136 registriert worden, hieß es. Berichte über Explosionen gab es aus der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer, wo Behörden Zerstörungen an Infrastruktur, darunter in einem Unternehmen, meldeten. Der Kampf um Bachmut geht weiter, russische Streitkräfte haben sich dort offenbar, wie behauptet, im Stadtzentrum festsetzen können.