Als Reaktion auf den Raketenbeschuss vom Vortag hat Israel in der Nacht auf Freitag Ziele im Libanon sowie im Gazastreifen angegriffen. Die Armee habe im Nachbarland die "terroristische Infrastruktur" der Hamas zum Ziel genommen, meldete das Militär in der Früh. Die Armee werde "der Terrororganisation Hamas nicht erlauben, vom Libanon aus zu operieren". Bei einem mutmaßlichen Angriff von Palästinensern im Westjordanland wurden zudem zwei israelische Frauen getötet.

Israels Armee sprach davon, dass die Frauen in einem Auto beschossen worden seien. Soldaten durchkämmten das Gebiet auf der Suche nach Tätern. Die Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren seien in einem Auto unterwegs gewesen und hätten - womöglich wegen eines Schussangriffs - einen Unfall gehabt, teilte der Rettungsdienst mit. Eine weitere Frau sei lebensgefährlich verletzt worden.

Zudem kam es am Abend in Tel Aviv zu einem Anschlag mit mindestens einem Todesopfer und einigen Verletzten.Nach Angaben von Sanitätern erlitt ein etwa 30 Jahre alter Mann tödliche Schussverletzungen, als ein Terrorist auf der Strandpromenade von Tel Aviv das Feuer eröffnete. Bei dem Toten soll es sich um einen Touristen aus Italien handeln. Weitere Personen seien verletzt worden, als ein Fahrer an einem zweiten Ort in der Nähe Passanten mit seinem Auto rammte. Nach Polizeiangaben überschlug sich das Fahrzeug. Der Fahrer sei "neutralisiert", also getötet worden. Die Nachrichtenseite ynet berichtete, der Täter sei ein israelischer Araber. Bei zwei Verletzten soll es sich ebenfalls um Touristen handeln.

Ministerpräsident verurteilte Raketenbeschuss

Sicherheitskreisen zufolge traf Israel bei seinen nächtlichen Luftangriffen auf den Libanon ein Feld in der Nähe eines palästinensischen Flüchtlingslagers. Informationen über mögliche Opfer gibt es nicht. Einige Häuser in der Umgebung der Stadt Tyros seien bei den Angriffen beschädigt worden, berichteten Augenzeugen. Die Explosionen lösten demnach bei den Bewohnern Panik aus.

Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Najib Mikati verurteilte den Raketenbeschuss aus dem Libanon Richtung Israel. "Der Libanon lehnt jede militärische Eskalation, die von seinem Land ausgeht, sowie die Nutzung libanesischen Territoriums zur Durchführung von Operationen, die die bestehende Stabilität gefährden kann, vehement ab", sagte Mikati in Beirut. Der Libanon ist seit Monaten ohne Präsident und die geschäftsführende Regierung Mikatis nur eingeschränkt handlungsfähig. Das Land leidet zudem auch unter einer schweren Wirtschaftskrise.

Auch Angriffe auf den Gazastreifen

In der Nacht und in der Früh flog Israels Armee auch Angriffe auf den Gazastreifen. Israelische Kampfjets bombardierten laut Armee unter anderem Waffenfabriken sowie Angriffstunnel der islamistischen Hamas. Das Militär geht davon aus, dass die Hamas oder die im Gazastreifen ebenfalls aktive militante Palästinenserorganisation Islamischer Jihad verantwortlich sind für die Raketenangriffe aus dem Nachbarland.

Auch in einigen israelischen Orten im Süden gab es in der Nacht mehrfach Raketenalarm. Nach Angaben der Armee wurden mehr als 40 Geschoße aus dem Gazastreifen auf Südisrael abgefeuert. Bewohner der Region wurden dazu angehalten, in der Nähe von Luftschutzbunkern zu bleiben.

Am Donnerstagnachmittag waren laut Israels Armee 36 Raketen aus dem Libanon auf israelisches Gebiet gefeuert worden - so viele wie seit 2006 nicht mehr. Die Armee macht militante Palästinenserorganisationen für die Angriffe verantwortlich. An der Grenze zum Libanon kommt es immer wieder zu Spannungen. Die beiden Nachbarländer befinden sich offiziell im Kriegszustand.

Reaktion auf Zusammenstöße auf dem Tempelberg

Der jüngsten Eskalation vorausgegangen waren Zusammenstöße der israelischen Polizei mit Palästinensern auf dem Tempelberg in Jerusalem. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist jedoch auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Auf dem Gelände um die Moschee kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen. (apa, dpa)