Der Urheber der jüngst an die Öffentlichkeit gelangten US-Geheimdienstdokumente soll laut der "Washington Post" ein junger Mann sein, der auf einer US-Militärbasis gearbeitet hat. Er habe die brisanten Unterlagen zunächst als Abschriften mit einer von ihm geleiteten Chat-Gruppe auf der bei Videospielern beliebten Plattform Discord geteilt, berichtete die Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf zwei Mitglieder der Gruppe.

Die "Washington Post" schreibt auf ihrer Seite von "einem jungen, charismatischen Waffenliebhaber, der streng geheime Dokumente mit einer Gruppe weit verstreuter Bekannter teilte, die in der Isolation der Pandemie nach Gesellschaft suchten". In Folge seien die Ausspähung von Verbündeten aufgedeckt und die düsteren Aussichten für den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine enthüllt worden.

"Düstere Sicht auf die Regierung"

Der Mann sei ihnen als "OG" bekannt und habe erzählt, dass er auf einem Militärstützpunkt - wo er arbeitete - an die Dokumente gelangt sei, so die zwei Mitglieder laut "Washington Post". Dort habe er laut eigener Darstellung auch Teile des Tages in einer abgesicherten Einrichtung verbracht, in der Mobiltelefone und andere elektronische Geräte verboten gewesen seien, mit denen Fotos oder Videos gemacht werden können. Daher habe er die Dokumente zunächst abgeschrieben. Als sich das als zu mühsam erwiesen hat, hat er laut der Zeitung begonnen, Bilder der brisanten Papiere zu posten. Wie er diese machen konnte, war zunächst nicht klar. Mitte März habe "OG" jedoch aufgehört, Dokumente mit der Gruppe zu teilen.

Diese wurde der "Washington Post" zufolge im Jahr 2000 während der Corona-Pandemie gegründet. Ihre rund zwei Dutzend Mitglieder haben demnach ihre Vorliebe für Waffen, Militärausrüstung und ihren Glauben an Gott gemein. "OG" selbst sei kein Whistleblower, der Missstände aufdecken wolle. "Er ist kein russischer Agent. Er ist kein ukrainischer Agent", zitiert die Zeitung eines der Mitglieder, das mit der "Washington Post" gesprochen habe. Aber OG hatte demnach "eine düstere Sicht auf die Regierung". Die von der Zeitung befragten Mitglieder sagten, sie wüssten den richtigen Namen von "OG" und auch wo er lebe, wollten dies aber nicht verraten. (apa/dpa)