Nordkorea hat nach eigenen Angaben unter Anleitung von Machthaber Kim Jong-un eine neuartige ballistische Interkontinentalrakete (ICBM) des Typs Hwasongpho-18 mit Feststoffantrieb getestet. "Der Test hat die militärische Effizienz der neuen ballistischen Langstreckenrakete als strategisches Angriffsmittel bewiesen."
Während ICBM als wichtigstes Trägermittel von Atomwaffen gelten, sind Raketen mit Feststoffantrieb besonders schnell einsatzbereit. Nordkorea beschrieb die neue Rakete als strategische Angriffswaffe und künftig "mächtigstes, zentrales und vornehmliches Mittel", um das Land zu verteidigen und Aggressionen abzuschrecken. Ziel der Politik der Regierung sei es, auf konstanter Basis "extremes Unbehagen und Furcht" beim Feind zu erzeugen, wurde Kim zitiert. Unter seinen Feinden versteht Nordkorea die USA und Südkorea. Nordkoreas Entwicklung von ICBM, deren Reichweite 5.500 Kilometern überschreiten, ist vor allem gegen die Atommacht USA gerichtet.
Kim Jong-un hatte Anfang der Woche angekündigt, die Kriegsabschreckung des Landes werde auf eine "praktischere und offensivere" Weise verstärkt, um den "aggressiven Schritten" der Vereinigten Staaten zu begegnen. Nordkorea hatte die jüngsten gemeinsamen Militärübungen der USA und Südkoreas als Eskalation der Spannungen scharf kritisiert und seine Waffentests in den vergangenen Monaten verstärkt.
Landung im Japanischen Meer
Bereits zuvor hatten Südkoreas und Japans auf den Raketentest aufmerksam gemacht. "Nordkorea scheint eine neuartige Rakete abgefeuert zu haben, die möglicherweise mit Festbrennstoff betrieben wird", teilte die südkoreanische Militärführung mit. Sollte die Rakete tatsächlich eine Feststoffrakete sein, wäre dies ein technologischer Durchbruch für das nordkoreanische Militär.
Die Rakete sei mit mittlerer oder größerer Reichweite um 07.23 Uhr (Ortszeit) von einer Plattform aus gestartet worden und 1.000 Kilometer weit geflogen, teilte das südkoreanische Militär mit. Anschließend sei sie im Ostmeer gelandet, das auch als Japanisches Meer bekannt ist.
Das Raketenarsenal Nordkoreas bestand bisher nur aus Raketen, die mit Flüssigtreibstoff angetrieben werden. Feststoffraketen sind allerdings einfacher zu transportieren und zu lagern, was ihre Entdeckung schwieriger macht. Sie lassen sich außerdem schneller für den Start vorbereiten als Flüssigtreibstoffraketen.
Japan bestätigte den Raketenstart. Ministerpräsident Fumio Kishida sagte, die von Nordkorea abgefeuerte Rakete sei nicht auf japanisches Territorium gefallen. Zwischenzeitlich wurden die Bewohnerinnen und Bewohner der japanischen Insel Hokkaido zur Evakuierung aufgerufen. Später gaben örtliche Beamte Entwarnung und erklärten, es bestehe "keine Möglichkeit", dass die Rakete die Insel treffe.
Spannungen nehmen zu
Die militärischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt drastisch verschärft. Die kommunistische Führung in Pjöngjang droht immer wieder mit einer militärischen Eskalation in der Region. Angesichts der anhaltenden Provokationen Nordkoreas verstärkten Südkorea und die USA ihre Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich.
(apa, dpa)