Im Sudan haben die Kämpfe zwischen der Armee und paramilitärischen Kräften den dritten Tag in Folge angedauert. Beide Seiten reklamierten am Montag Fortschritte für sich. Machthaber General Abdel Fattah al-Burhan erklärte die Paramilitärs der "Rapid Support Forces" (RSF) zur Rebellengruppe und ordnete deren Auflösung an. RSF-Chef Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemedti, rief nach einer Intervention der internationalen Gemeinschaft.
Diese befürchtet, dass sich der Konflikt in einen Bürgerkrieg ausweitet. Die USA und andere Staaten verurteilten die Gewalt und forderten eine Waffenruhe.
Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen bei den Kämpfen bisher mindestens 185 Menschen ums Leben. Zudem seien rund 1.800 verletzt worden. Dies berichtete der deutsche UNO-Vermittler Volker Perthes am Montag per Videokonferenz in New York. In der Hauptstadt Khartum gebe es weiterhin heftige Gefechte auf den meisten Brücken, um den internationalen Flughafen und das Hauptquartier des Militärs. Auch in der Region Darfur werde gekämpft.
Ausgelöst wurde der jüngste Konflikt laut Beobachtern am Samstag durch einen Streit über die Integration der RSF in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung. Offiziell ist RSF-Chef Hemedti der Stellvertreter von Machthaber al-Burhan, der den Militärrat leitet.
Gescheiterter Übergang zur Demokratie
In dem von schweren Wirtschaftsproblemen gebeutelten Sudan hatten Massenproteste 2019 zum Sturz des jahrzehntelangen Herrschers Omar al-Bashir geführt. Daran waren die Armee und die RSF beteiligt. Militär und zivile Gruppen einigten sich damals auf eine Übergangsregierung. Im Oktober 2021 kam es aber zu einem Putsch, bei dem das Militär die Macht vollständig übernahm. Seitdem wurde bei Protesten immer wieder der Rückzug des Militärs aus der Politik gefordert. RSF-Chef Hemedti hatte sich zuletzt an die Spitze einer Bewegung gestellt, die das Land nach eigenen Angaben in die Demokratie führen will.
Hemedti forderte ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft, um gegen die "Verbrechen des sudanesischen Generals Abdel Fattah al-Burhan" vorzugehen. "Seine Armee führt einen brutalen Feldzug gegen unschuldige Menschen und bombardiert sie mit MiGs", twitterte der RSF-Chef.
Die Vereinten Nationen und zahlreiche Staaten zeigten sich besorgt und forderten eine Einstellung der Kämpfe. Alle seien sich einig, dass eine sofortige Waffenruhe und die Rückkehr zu Verhandlungen notwendig seien, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Rande des G7-Außenministertreffens in Japan. Beide Seiten müssten den Schutz der Zivilbevölkerung gewährleisten.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, rief die Konfliktparteien auf, die Kämpfe einzustellen und Gespräche aufzunehmen. "Die humanitäre Lage im Sudan war schon vorher prekär und ist jetzt katastrophal." Guterres appellierte an alle Akteure mit Einfluss auf die Konfliktparteien diesen zu nutzen, um Bemühungen für eine Waffenruhe zu unterstützen.