Wien. Die Erdbevölkerung ist auf mehr als acht Milliarden Menschen angewachsen. Das berichtete der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) am Mittwoch im jüngsten Weltbevölkerungsbericht. Zwei Drittel aller Menschen leben laut dem Bericht jedoch in Gegenden mit niedriger Fertilitätsrate (weniger als 2,1 Kinder pro Frau).

Die Bevölkerungsentwicklung müsse oft als vereinfachte Schlussfolgerung dienen, um die multiplen Krisen der heutigen Zeit zu erklären, betonte die Organisation. Es sei demnach falsch, Bevölkerungswachstum und Fertilität für die Klimakrise verantwortlich zu machen. "Von acht Milliarden Menschen verdienen etwa 5,5 Milliarden nicht genug Geld, um wesentlich zu den Kohlenstoffemissionen beizutragen; denn um Emissionen zu produzieren, muss eine Person konsumieren können. Lediglich 10 Prozent der Weltbevölkerung sind für die Hälfte aller Treibhausgasemissionen verantwortlich", so der Tenor der UNFPA.

- © M. Hirsch
© M. Hirsch

Die Organisation forderte ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und für alle Frauen weltweit: "Gesellschaften gedeihen, wenn Menschen Chancen nutzen können, wenn sie gesund, gebildet und in der Lage sind, ihre Rechte auszuüben."

Zugang zu sexueller
Bildung gefordert

Willibald Zeck, Bereichsleiter für sexuelle und reproduktive Gesundheit bei UNFPA, plädierte darum bei einer Pressekonferenz in Wien für die Stärkung der Rechte von Einzelnen, insbesondere Frauen: "Wenn die Rechte, die Würde und die Gleichwertigkeit aller Menschen wirklich respektiert und gewahrt werden, dann eröffnet sich eine Zukunft mit enormen Möglichkeiten." "Zwang oder Druck auf Einzelne, mehr oder weniger Kinder zu bekommen, kann nie eine Lösung sein", sagte die SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, Petra Bayr.

UNFPA fordert einen universellen Zugang zu sexueller Bildung für Menschen in allen Teilen der Welt, speziell für Frauen und Mädchen, ein Recht auf Verhütungsmittel, Kinderwunschbehandlung sowie Schwangerschaftsabbruch samt entsprechender Beratung und eine Umsetzung der weltweiten Sustainable Development Goals (SDGs).

Die Hälfte des prognostizierten Wachstums der Weltbevölkerung wird laut UNFPA bis 2050 auf nur acht Länder entfallen. Dabei handle es sich um die Republik Kongo, Ägypten, Äthiopien, Indien, Nigeria, Pakistan, die Philippinen und die Vereinigte Republik Tansania. "Die Rangfolge der bevölkerungsreichsten Länder der Welt wird sich dadurch drastisch ändern", hieß es in einem Papier des Fonds. Europa sei weltweit die einzige Region, die zwischen 2022 und 2050 einen Bevölkerungsrückgang erwarte.