Ron DeSantis gilt schon lange als gefährlichster innerparteilicher Rivale von Ex-US-Präsident Donald Trump - jetzt wirft der Gouverneur des US-Staats Florida offiziell seinen Hut in den Ring. Der 44-jährige Rechtspolitiker reichte am Mittwoch die erforderlichen Unterlagen bei der Bundeswahlkommission ein. Die Zeitung "Washington Post" bestätigte die Bewerbung unter Berufung auf eine Sprecherin des Politikers. Zuvor hatte es geheißen, DeSantis werde seine Pläne in einer Unterhaltung mit Twitter-Chef Elon Musk präsentieren. Nun steht dem aufstrebenden Republikaner ein harter Vorwahlkampf gegen seinen einstigen Förderer Donald Trump bevor.
Dabei schien der Generations- und Führungswechsel bei den Republikanern zwischenzeitlich schon beschlossene Sache. Bei den Kongress-Zwischenwahlen im November erlitten von Trump geförderte Kandidaten herbe Schlappen, der Rechtspopulist galt fortan als toxische Belastung bei Wahlen. DeSantis - mit vollem Namen Ronald Dion DeSantis - dagegen wurde in einem triumphalen Erdrutschsieg als Gouverneur wiedergewählt.
Hoffnungsträger vieler Konservativer
Viele dachten da, die Republikaner würden das Kapitel Trump endgültig schließen und sich hinter DeSantis versammeln. Doch zuletzt lief es nicht mehr rund für den selbsternannten Kämpfer gegen eine linke, "woke" Ideologie. In Umfragen zu den Republikaner-Vorwahlen ist DeSantis wieder weit hinter Trump zurückgefallen, der Abstand beträgt im Schnitt mehr als 30 Punkte - und das trotz Trumps juristischer Probleme an gleich mehreren Fronten.
Der Gouverneur wischte solche Umfragen zuletzt mit dem Hinweis weg, noch sei er ja gar kein Kandidat. Und tatsächlich ist DeSantis nach wie vor der Hoffnungsträger vieler Konservativer, die das anstrengende Kapitel Trump endlich schließen wollten. Der frühere Navy-Offizier und Staatsanwalt gilt vielen als Republikaner der Zukunft, stramm rechts, aber weniger skandalträchtig als der Ex-Präsident. Ein "Trump mit Hirn", wie es immer wieder heißt. DeSantis grenzt sich mit dem Seitenhieb von Trump ab, bei ihm gebe es "kein tägliches Drama".
In seinem Bundesstaat hat der Gouverneur, der mit der früheren Fernsehjournalistin Casey DeSantis verheiratet ist und mit ihr drei Kinder hat, zahlreiche rechtsgerichtete Reformen durchgesetzt: Er verschärfte das Abtreibungsrecht, lockerte das Waffenrecht, erleichterte Todesurteile und verbot mit einem umstrittenen Gesetz Schulunterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität, erst bis zur dritten Klasse, später für alle Klassenstufen.
Dieses von Kritikern als "Dont Say Gay" (Sag nicht schwul) bezeichnete Gesetz hat für besonders viele Schlagzeilen gesorgt - und einen bizarren Streit mit dem Unterhaltungsriesen Disney ausgelöst, der es im vergangenen Jahr nach Protesten von Mitarbeitern wagte, das Gesetz zu kritisieren. DeSantis startete daraufhin einen Rachefeldzug gegen den Vergnügungspark "Disney World" und ließ das Selbstverwaltungsrecht des Riesenparks in Orlando beschneiden. Der Streit ist inzwischen sogar vor Gericht gelandet.
Dass der Gouverneur einen der wichtigsten Steuerzahler und Arbeitgeber in seinem Bundesstaat attackiert, hat für viel Kopfschütteln gesorgt - auch in den Reihen der Republikaner, bei denen Unternehmerfreundlichkeit zur DNA gehört. Trump kostet die Schlacht DeSantis-Disney genüsslich aus und spottete im April, der Gouverneur werde von dem Unterhaltungsriesen "absolut zerstört".
Der Streit mit Disney ist ein Beispiel dafür, dass es DeSantis mit seinen Kulturkämpfen womöglich selbst für viele Konservative zu weit treibt. Der Gouverneur zielt mit seiner Politik vor allem auf die rechte Basis ab - und riskiert damit, gemäßigte Wähler zu vergraulen.
Von Trump einst tatkräftig unterstützt
Seine politische Karriere hatte der Absolvent der Elite-Universitäten Yale und Harvard 2012 gestartet, als er für einen Wahlkreis in seinem Heimatbundesstaat Florida in das US-Repräsentantenhaus gewählt wurde. Dort war er einer der Mitbegründer der weit rechts stehenden Parlamentariergruppe Freedom Caucus, der heute unter anderem die berüchtigte Rechtspopulistin Marjorie Taylor Greene angehört.
2018 wurde er dann zu Floridas Gouverneur gewählt - ironischerweise dank der tatkräftigen Unterstützung Trumps, der sich bei den Vorwahlen und dann den Gouverneurswahlen hinter DeSantis stellte und seinem einstigen Schützling jetzt Illoyalität vorwirft. Für Aufsehen sorgte DeSantis in der Corona-Pandemie mit einem äußerst lockeren Kurs im Kampf gegen das Virus. Er wurde damit zum Helden all jener, die Lockdowns und andere Anti-Corona-Maßnahmen als staatliche Tyrannei ansehen.
Ohnehin ist "Freiheit" eines der Leitmotive des konservativen Politikers. "Der Mut, frei zu sein" hat DeSantis ein Ende Februar veröffentlichtes Buch genannt, in dem der Gouverneur seine Politik in Florida als "Blaupause" für die USA bewirbt. Jetzt unternimmt der 44-Jährige mit den großen Ambitionen einen Anlauf, das höchste Staatsamt der USA zu erobern - und seine politischen Ideen im ganzen Land umzusetzen. (afp)