Peking.
Xinhua bezog sich bei dem Dementi auf "sichere" und autorisierte Quellen. Der Hongkonger Fernsehsender ATV ("Asia Television") entschuldigte sich am Donnerstag dafür, den Tod Jiangs "fälschlicherweise" gemeldet zu haben. "Wir bitten unsere Zuschauer, Jiang Zemin und seine Familie um Entschuldigung." Neben ATV hatte auch die japanische Tageszeitung "Sankei Shimbun" in ihrer Donnerstag-Ausgabe unter Berufung auf "eine mit den japanisch-chinesischen Beziehungen vertraute Quelle" berichtet, Jiang sei in Peking gestorben. Er hatte am 1. Juli nicht an den offiziellen Feierlichkeiten zum 90. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei in Peking teilgenommen.
Hongkonger Medien hatten zuvor bereits berichtet, Jiang wäre "schwer erkrankt" und würde in einem Pekinger Militärkrankenhaus behandelt. Der Shanghaier Politiker war 1989 nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung und dem Sturz von Zhao Ziyang KP-Generalsekretär geworden und hatte 1993 auch das Amt des Staatspräsidenten übernommen. In beiden Funktionen wurde er 2002 beziehungsweise 2003 von Hu Jintao abgelöst.
Seit Mittwoch waren Suchanfragen zum Namen Jiang Zemin sowie nach Begriffen wie "Herzinfarkt" oder "Beileid" auf der chinesischen Kommunikationsplattform Weibo blockiert. Eine Suche mit den Worten "Jiang Zemin ist tot" in der in China am meisten genutzten Suchmaschine Baidu ergab kein Ergebnis. China zensiert regelmäßig Online-Inhalte, die es für politisch sensibel hält. Dazu gehört auch die Gesundheit von Spitzenpolitikern, die als Staatsgeheimnis angesehen wird.
Laut einer auf Weibo veröffentlichten Mitteilung untersagten die chinesischen Behörden Medienberichte über den angeblichen Tod Jiangs. Medien dürften keine eigenen Artikel zum Thema schreiben, sondern müssten die Nachrichten der Agentur Xinhua übernehmen, hieß es. Die Echtheit der Mitteilung konnte zunächst nicht überprüft werden, ihr Inhalt entspricht aber einer Gepflogenheit der Behörden des Landes.