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Das Rennen um das Weiße Haus geht los

Von Alexander U. Mathé

Politik

Nutzt Palin den Tea-Party-Schwung? | Mitt Romney dürfte erneut kandidieren.


Nach der Wahl ist vor der Wahl. Die Kongresswahlen in den USA sind geschlagen und die republikanische Partei blickt bereits auf das nächste Großereignis. In zwei Jahren finden die Präsidentschaftswahlen statt und während Amtsinhaber Barack Obama bei den Demokraten als Fixstarter feststeht, beginnen bei den Republikanern jetzt die voraussichtlichen Kandidaten ihre Positionen in den Startlöchern einzunehmen. Bei vielen ist eine Kandidatur abzusehen, auch wenn sie diese noch nicht offiziell deponiert haben.

Den prominentesten Platz unter den republikanischen Aspiranten auf das Präsidentenamt nimmt sicherlich die ehemalige Gouverneurin von Alaska und Vizepräsidentschaftskandidatin 2008, Sarah Palin, ein. Auf demokratischer Seite erwartet man sich leichtes Spiel, sollte es tatsächlich zu einem Duell Palin-Obama kommen. Denn die Leitfigur der erzkonservativen Tea Party könnte nach genereller Einschätzung (auch der traditioneller Republikaner) die so wichtigen gemäßigten Wählerschichten vergrätzen. Die kommen bei der Präsidentenwahl viel stärker zum Tragen als bei den Kongresswahlen.

Bloomberg könnte 2012 mitmischen

Doch schon wird über Szenarien spekuliert, die Palin dennoch den Sieg bringen könnten. Da wäre einmal der Startvorteil. Die Tea Party ist stark in Iowa und New Hampshire, wo die ersten Vorwahlen stattfinden. Für Palin wäre es eine gemähte Wiese dort zu gewinnen, heißt es in Insider-Kreisen. Diesen Schwung könnte sie in die folgenden Vorwahlen mitnehmen und hätte dank ihrer Popularität sogar den Vorteil, die Frau zu sein, die es zu schlagen gilt.

Des weiteren könnte der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg beschließen, als Unabhängiger zu kandidieren. Bereits bei den Wahlen 2008 war er drauf und dran gewesen, diesen Schritt zu wagen. Sehr zur Sorge der Demokraten, denen er wohl die meisten Stimmen abluchsen würde.

Dieses Szenario würde natürlich nicht nur Palin helfen, sondern jeglichem republikanischem Kandidaten. Vom Weißen Haus wird der milliardenschwere Geschäftsmann angeblich seit längerem umhegt: Er trifft sich mit Obama zum Golfspielen, agiert als Konsulent für dessen Wirtschaftsstrategen und hat gerüchteweise ein Angebot für den Posten als Finanzminister auf dem Tisch liegen.

Der derzeit meistgenannte traditionelle Kandidat der Republikaner ist Mitt Romney. Der Gouverneur von Massachusetts ist bereits 2008 angetreten und hatte gegen John McCain im Vorwahlkampf das Nachsehen. Das Projekt Präsident hat er aber nicht aufgegeben. Praktisch von Obamas Vereidigung weg begann er zur Gesichtswäsche durch die USA zu touren. Dem Politik-Magazin "Politico" zufolge hat sein Wahlkampfkomitee eine Million Dollar für Kandidaten bei den Kongress- und Gouverneurswahlen ausgegeben, von denen er sich erhofft, 2012 unterstützt zu werden. Zum Verhängnis könnte ihm allerdings werden, dass er in Massachusetts ein ähnliches Gesundheitsgesetz durchgesetzt hat wie Obama auf Bundesebene.

Ron Paul wäre liberaler Kompromisskandidat

Dennoch war Romney lange Zeit der Frontrunner der Republikaner. An dieser Position abgelöst wurde er vor einem halben Jahr von Ron Paul. Der musste zwar 2008 noch abgeschlagen aus dem Präsidentenrennen ausscheiden, doch nun sind die Karten dank Tea Party neu gemischt. Ron Paul libertäres Konzept passt sehr gut zur Tea Party. Tatsächlich gilt er in vielen Punkten als Vordenker dieser Bewegung. Da er gleichzeitig Teil des traditionellen Partei-Establishments ist, könnte ihm die Grätsche gelingen, sowohl traditionelle Republikaner als auch Tea-Party-Anhänger für sich zu begeistern.

Ein weiterer Name, der an Bedeutung zunimmt, ist Tim Pawlenty, der angeblich bereits seit einem Jahr seine Kandidatur vorbereitet. Seit 2003 Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, wird er Anfang 2011 nach zwei Amtsperioden aus dem Amt scheiden und sein neues Buch "Courage to Stand" (etwa: "Der Mut seinen Mann zu stehen") landesweit zu bewerben. Diese Tour könnte den Bekanntheitsgrad des Gouverneurs auf nationaler Ebene erheblich steigern.

Altbekannt ist hingegen Newt Gingrich. Der TV-Kommentator und ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses verfügt als Polit-Veteran schon jetzt über die nötige Wahlkampfmaschinerie. Weiterer Vorteil: Die Unterstützung des einflussreichen Senders Fox News ist ihm so gut wie sicher.

Ebenfalls im Rennen, allerdings nur mit Außenseiterchancen, ist der ehemalige Gouverneur von Florida und Bruder von Ex-Präsident George W. Bush, Jeb Bush. Auch Mike Huckabee, der sein Glück bereits 2008 versucht hat, werden ob seiner Unfähigkeit, ausreichend Spenden zu sammeln nur geringe Chancen eingeräumt.