Moskau. (klh) Er kam mit einem gepanzerten Sonderzug. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-il hat Angst vorm Fliegen, also nahm der Diktator bei seinem Besuch von Russlands Präsidenten Dmitri Medwedew eine mehrtägige Anreise in Kauf.
Am Mittwoch trafen die Staatschefs auf dem sibirischen Militärstützpunkt Sosnowi Bor zusammen. Dabei vereinbarten sie die Gründung einer Sonderkommission, die den Bau einer Gaspipeline vorantreiben soll. Diese soll im Jahr zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas über Nordkorea nach Südkorea transportieren. Für Moskau ist das wegen der Unberechenbarkeit Nordkoreas ein riskantes Geschäft. Laut russischen Medien erhofft sich der Kreml aber gerade, dass Nordkoreas Interesse an Stabilität auf der koreanischen Halbinsel durch die Gaseinnahmen wächst und das Land so auch politisch zu einem verlässlicheren Partner wird. Nordkorea winken jährlich bis zu 500 Millionen Dollar an Transitgebühren.
Derartige finanzielle Anreize sind auch ein Köder, damit Nordkorea wieder über sein umstrittenes Atomprogramm verhandelt. Tatsächlich zeigte sich Kim laut russischen Regierungskreisen bereit, die 2009 abgebrochenen Sechs-Parteien-Gespräche ohne Vorbedingungen wieder aufzunehmen. Zu der Gruppe gehören neben Nordkorea und Russland die USA, China, Japan und Südkorea. Derartige Zusagen hat Kim aber schon oft schnell wieder zurückgenommen.
Nordkorea hat nicht nur selbst Atombomben getestet, sondern soll auch andere Länder mit Technologie beliefern. So berichtete nun die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf westliche Geheimdienste, dass Pjöngjang dem Iran ein hochspezialisiertes Computerprogramm beschafft hat. Dies erhärte auch den Verdacht, dass Teheran weiter nach Atomwaffen strebt.