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Zu fett für das Präsidentenamt?

Von Alexander U. Mathé

Politik

US-Debatte über den möglichen Präsidentschaftskandidaten Christie.


Washington/Wien. Chris Christie ist zu fett, um US-Präsident zu werden. Mit den Spekulationen über eine Bewerbung des republikanischen Gouverneurs von New Jersey für die Präsidentschaftskandidatur gehen auch erste Angriffe auf ihn einher. Doch was wie eine Beleidigung aus einem Volksschulhof wirkt, stammt von durchaus seriösen und respektablen Medien. "Es tut mir leid, aber Christie kann nicht Präsident werden, er ist zu fett", schrieb der Kolumnist des Wirtschaftssenders "Bloomberg", Michael Kinsley. Sein Kollege von der "Washington Post" Eugene Robinson findet, dass Christie abnehmen müsste. Dessen Gewicht sei ein ebenso legitimes Thema, wie das Rauchen, das Präsident Barack Obama mittlerweile aufgegeben hat. Immerhin gingen mit Übergewicht auch beträchtliche Belastungen für das Gesundheitssystem einher.

In den USA ist es grundsätzlich nicht ungewöhnlich, vom Präsidenten unbedingte Vorbildwirkung zu verlangen. Doch wer weiß, vielleicht helfen die Angriffe ja sogar Christie und bringen ihm Sympathien bei den immerhin zu 74,6 Prozent übergewichtigen Amerikanern. Immer vorausgesetzt, er ringt sich zu einer Kandidatur durch.

Denn US-Präsident werden zu wollen, hat Christie stets dementiert. Seine Handlungen lassen jedoch manch einen das Gegenteil erwarten. Zu oft hat er in letzter Zeit zur Bundespolitik Stellung genommen. Vor allem das konservative Establishment drängt Christie zu einer Kandidatur für die nächstes Jahr anstehende Wahl. Es stellt sich allerdings die Frage, ob da nicht der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Der Grand Old Party fehlt ein starkes Zugpferd. Der Gouverneur von Texas, Rick Perry, und der Ex-Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, liefern einander zurzeit das Spitzenduell. Doch der eine fällt durch rhetorische Schwächen auf, der andere ist zu moderat. Hier soll Christie helfen. Ob die republikanischen Wähler seine tolerante Einstellung bei Abtreibung, Einwanderungspolitik und Schwulenehe goutieren werden, bliebe abzuwarten.

Noch in den nächsten Tagen will der Gouverneur eine unumstößliche Entscheidung treffen. Sollte er sich bewerben, würde er Umfragen zufolge mit elf Prozent der Stimmen auf dem vierten Platz in das Rennen einsteigen.