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Teheran belächelt Drohungen

Von Arian Faal

Politik

Sanktionsankündigungen im Atomstreit beeindrucken den Iran nicht.


Teheran/Wien. Der Ton im Atomstreit rund um Irans Urananreicherung, die zum Bau einer Atombombe verwendet werden kann, bleibt weiterhin zwar weiterhin rau, doch belächeln Teile der iranischen Polit-Elite die Drohkulisse des Westens. Nach der Veröffentlichung des jüngsten Berichts der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), der den Gottesstaat wegen seiner Nuklearaktivitäten (Schritte zur Bau einer Atombombe) international in Erklärungsnot bringt, warnt der Iran fast täglich vor Militäraktionen. Nach Parlamentspräsident Ali Larijani und Staatschef Mahmoud Ahmadinejad stellte am Donnerstag niemand Geringer als der oberste geistliche Führer Ali Khamenei klar, dass die Islamische Republik Angriffe auf Nuklearobjekte heftig erwidern würde. Außerdem spöttelte er einmal mehr über die Wirkungslosigkeit der westlichen Sanktionen.

Tatsächlich weiß der Westen seit Jahren, dass die Perser "Weltmeister bei Sanktionsschlupflöchern" sind. Passend dazu hat der Iran aktuelle Wirtschaftsdaten vorgelegt, die belegen, dass sich viele Teilbereiche der iranischen Wirtschaft sich seit 2009 in regem Aufwind befinden. Wie die "Wiener Zeitung" bereits vor einigen Wochen berichtete, bildet hierbei auch die Türkei eines der Hauptdrehkreuze für regen Handel und hat in dieser Funktion das Emirat Dubai aus US-Druck abgelöst.

China ersetzt Europa

Auch Russland und China mischen beim Iran-Handel kräftig mit. Was das Politmagazin "iranicum" schon im August berichtet, kommt bei den aktuellen Berichten, die vom IWF bestätigt werden, nochmals klar zur Geltung: Der "Economic Outlook" des IWF aus dem April 2011, der dem Iran 2009 ein Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent und danach Stagnation bescheinigte, musste diese Angabe auf 3,5 Prozent korrigieren, da eine massive Zunahme von Nichtölexporten zu verzeichnen war. Außerdem weist der Bericht darauf hin, dass die Inflationsrate von 25,4 Prozent 2008 auf 12,4 Prozent 2010 gesenkt werden konnte, während die Währungsreserven nach wie vor stabil sind und angesichts des Ölpreises auch bleiben.

Teherans Rezept zur Kompensierung der Sanktionen basiert auf mehreren Säulen: Asien (vor allem China) ersetzt Europa als Hauptwirtschaftspartner. Zudem bringt die seit einigen Monaten erfolgreich angewandte Streichung der Energiesubventionen dem Land zusätzliche 60 Mrd. Dollar, die auf Bevölkerung, Regierung und iranische Unternehmen aufgeteilt werden. Dies kommt auch dem Erdölsektor zugute, da bis 2015 viele zusätzliche Raffinerien gebaut werden sollen.

Weiterer Schwerpunkt ist die Erzeugung und der Export von Strom für die Nachbarländer. Im zweiten Quartal 2011 nahm der Stromexport um rund 22 Prozent zu und liegt bei 2,701 Gigawatt pro Stunde. Letztlich darf auch der Bereich, der nichts mit Energie zu tun hat, nicht vergessen werden: So erreicht der iranische Automobilhersteller Iran Khodro jährlich Rekordgewinne und hat 2010 775.000 Autos produziert und will in den nächsten Jahren ein Dutzend neue Automodelle auf den Markt bringen. Nachsatz eines Wirtschaftsexperten: "Sie sehen, Not macht erfinderisch. Da wir Perser die meisten Dinge nicht bekommen, müssen wir selbst innovativ werden und das ist unsere große Stärke".