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Ein israelischer Sabotageakt?

Von Arian Faal

Politik

Iran beharrt auf der Unfallversion - Raketen-General unter den Opfern.


Teheran/Wien. "Maryam, bring die Kinder in Sicherheit, es ist etwas Schlimmes passiert", forderte Jalal S. seine Frau auf. Sämtliche Fenster und Türen seines Wohnhauses wackelten mehrere Minuten. Sekunden später war vielerorts in der 15 Millionenmetropole Teheran ein lautstarker Knall zu hören. Später stellte sich heraus, dass es sich um die Explosion eines Munitionslagers iranischer Revolutionsgarden in Bid Ganeh 20 Kilometer westlich des Stadtzentrums handelte.

Mindestens 17 Soldaten aus der Eliteeinheit kamen ums Leben, 23 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Einer der getöteten Gardisten ist ein hochrangiger Kommandant, Brigadier General Hassan Moghaddam, der in der Entwicklung des iranischen Raketenprogramms federführend war. Weltweit begannen sofort die Spekulationen, was denn die Ursache sei: ein Unfall oder doch ein Anschlag?

Die britische Zeitung "The Telegraph" stellte in den Raum, dass der israelische Geheimdienst Mossad etwas mit der Explosion zu tun hat. Spekuliert wurde auch, dass es sich um eine gemeinsame Operation von Mossad und Irans Exilopposition, der Volksmujaheddin, handelt. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak begrüßte die Explosion: Es sei "wünschenswert", dass sich derlei wiederhole, meinte er. Zu einer möglichen Täterschaft hält sich Israel bedeckt.

Irans Führung beharrt indes auf der Unfallversion. Die Explosion habe sich beim Umlagern von Munition ereignet, so ein Sprecher der Militärbasis in Teheran. Zunächst war auch von 27 Toten die Rede, später wurde die Zahl nach unten korrigiert. Die falschen Angaben seien auf ein "unleserliches" Fax zurückzuführen, ergänzte der Kommandeur der Revolutionsgarden, Ramezan Sharif. Einige Parlamentsabgeordnete schlossen einen politisch motivierten Anschlag oder einen Sabotageakt ebenfalls aus.

Aus dem Umfeld von Irans oberstem geistlichen Führer, Ayatollah Ali Khamenei, wurde die offizielle Version zwar bestätigt. Doch hieß es dort auch, dass sich der Iran durchaus darüber im Klaren sei, dass er immer wieder Zielscheibe von zionistischen und amerikanischen Terrorakten wäre. Gleichzeitig warnte der Führungszirkel vor solch "barbarischen Akten". Strategisch und militärisch sind die Revolutionsgarden die Hauptstütze der Armee und unterhalten mehrere Stützpunkte um Teheran. Bereits im Oktober 2010 ereignete sich ein ähnliches Unglück im Munitionslager Khorramabad mit 18 Toten.

EU will rasche Verschärfung der Iran-Sanktionen

Derweil forderten die EU-Außenminister in Brüssel als Antwort auf den jüngsten Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) eine rasche Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran. Der Ölsektor wird aus Angst vor einem höheren Ölpreis wohl kaum angetastet werden. "Der jüngste IAEO-Bericht ist alarmierend. Die Indizien belasten den Iran schwer", erklärte Außenminister Michael Spindelegger. Er sieht jetzt in erster Linie den UN-Sicherheitsrat gefordert. "Sollte es dort zu keiner Einigung kommen, sind auch autonome Maßnahmen der EU denkbar", meinte er.