
Washington. Sechs Wochen vor Beginn der Vorwahlen beginnen die republikanischen Bewerber um die US-Präsidentschaft offen zu streiten. In einer vom Fernsehsender CNN übertragenen Debatte zeigten die acht Kandidaten am Dienstagabend (Ortszeit) große Auffassungsunterschiede in Kernfragen der US-Außenpolitik. Einig waren sie sich lediglich in ihrer Kritik an der mangelnden Führungsstärke von US-Präsident Barack Obama auf der Weltbühne. Der Demokrat tritt im November 2012 zur Wiederwahl für eine zweite Amtszeit an.
Die Frage des Tempos beim Truppenabzug aus Afghanistan entzweite das Bewerberfeld ebenso wie das Thema, wie im Anti-Terror-Krieg mit der unzuverlässigen Atommacht Pakistan umzugehen sei. Dass der texanische Gouverneur Rick Perry eine Einstellung sämtlicher US-Hilfszahlungen an das Land fordert, nannte die Kongressabgeordnete Michele Bachmann "hochgradig naiv". Die USA müsse Pakistan eng an sich binden, um das Terrornetzwerk Al-Kaida daran zu hindern, an Nuklearwaffen zu kommen, sagte sie.
Der frühere Chef des US-Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, warnte eindringlich vor den Gefahren für die nationale Sicherheit. "Wir alle sind für den Rest unseres Lebens in Gefahr", sagte Gingrich.
Die Amerikaner müssten darauf vorbereitet sein, sich selbst vor denjenigen zu schützen, die, "wenn sie könnten, nicht nur uns alle einzeln töten, sondern ganze Städte vernichten würden", sagte Gingrich weiter. Der 68-jährige Politiker war in den Umfragen zuletzt nach oben geschossen, eine am Dienstag veröffentlichte Erhebung der Universität Quinnipiac sieht Gingrich sogar an der Spitze des Feldes. Gingrich machte sich für eine Verschärfung der geltenden Anti-Terror-Maßnahmen stark. Der umstrittene sogenannte Patriot Act war im Mai vom US-Kongress bis 2015 verlängert worden.
Dagegen argumentierte einer von Gingrichs sieben Konkurrenten, Ron Paul, die Freiheit dürfe niemals der Sicherheit geopfert werden. Die Anti-Terror-Maßnahmen seien im Gegenteil "unpatriotisch", sagte der für seine liberalen Positionen bekannte Texaner.
Bei der von CNN-Moderator Wolf Blitzer moderierten Debatte ging es auch um den Iran. Hier warf Mitt Romney US-Präsident Obama vor, er sei "unfähig zu einer starken Politik". Nur deshalb werde nun über eine mögliche "Intervention Israels" spekuliert, um das iranische Atomprogramm zu stoppen, fügte der frühere Gouverneur von Massachusetts hinzu. Israel müsse gezeigt werden, "dass sie unsere Freunde sind, dass wir an ihrer Seite stehen", fügte Romney hinzu und kündigte an, im Falle seiner Wahl zum Präsidenten seine erste Auslandsreise nach Israel zu unternehmen. Normalerweise führt US-Präsidenten diese symbolische Reise nach Kanada oder Mexiko.