Am kommenden Dienstag beginnen im kleinen Farmerstaat Iowa die Vorwahlen um die Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahlen. Nachdem mit Barack Obama ein zwar angeschlagener, aber innerparteilich unumstrittener Amtsinhaber zur Wiederwahl steht, haben diesmal nur die Republikaner ihren Herausforderer zu küren.
Die Fieberkurve der Umfragewerte zeigt bei allen Schwankungen ein klares Bild: Der von der innerparteilich dominierenden Rechtsausleger-Fraktion ungeliebte Mainstream-Kandidat Mitt Romney hält sich einigermaßen stabil an der Spitze des Feldes, während ihn mehr oder weniger skurrile Gegenkandidaten der Reihe nach weit überflügeln, um kurze Zeit später wieder in der demoskopischen Versenkung zu verschwinden.
Auch der gegenwärtige Spitzenreiter Newt Gingrich scheint den Zenit seiner Beliebtheit bereits wieder überschritten zu haben, wie die jüngsten Umfragedaten andeuten. Wobei sich das republikanische Parteivolk mit der Entscheidung zwischen dem Polit-Veteranen Gingrich und dem Ex-Gouverneur und Geschäftsmann Romney zum Gutteil ohnehin vor die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub gestellt sieht.
Der eine, der als republikanisches Mastermind im Repräsentantenhaus schon einem Bill Clinton das Leben schwer machte, verkörpere "so ziemlich alles Ablehnenswerte, was es im modernen Washington gibt", meint etwa der konservative Kommentator George Will. Und meint damit nicht nur den von den Rechtsauslegern der "Tea Party"-Fraktion gerne gegeißelten Typus des Establishment-Politikers, sondern auch den untreuen und dreimal verheirateten Genussmenschen Gingrich, der über die Umstände seiner Scheidungen nachweislich ungern die Wahrheit sagt.
Dass Amerikas Rechte sich aber auch nicht recht mit dem schwerreichen Geschäftsmann Romney anfreunden kann, zeigten schon die letzten Vorwahlen der Republikaner um das Weiße Haus. Als Mormone ist Romney für viele christliche Fundamentalisten unwählbar. Dem konservativen Mainstream gilt er als politischer "flip-flopper", als Wendehals, der seine Überzeugungen der jeweils mehrheitsfähigen Linie anzupassen pflegt. Und für die erzkonservative "Tea Party" schuf Romney als Gouverneur von Massachusetts einst mit einer Gesundheitsreform in seinem Staat die Vorlage für die bei den Republikanern so verhasste "Obamacare".
Just diese Reform des Krankenversicherungssystems, die Romney bisher wie ein Mühlstein am Hals hing, wird nun auch zum Problem für seinen Rivalen: Das "Wall Street Journal" veröffentlichte am Dienstag Unterlagen, wonach Gingrich 2006 in einem Newsletter Romneys Gesundheitsplan "den interessantesten Versuch, das Problem der Nichtversicherten in Amerika zu lösen" nannte - und noch eins draufsetzte: "Wir stimmen völlig mit Gouverneur Romney und den Abgeordneten von Massachusetts überein, dass unser Ziel die 100-prozentige Versicherungsdeckung für alle Amerikaner sein sollte." Das wird Gingrich nun erklären müssen.