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Mormonen-Taufen werden in den USA zum Thema im Wahlkampf

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Politik

Elie Wiesel fordert von Mitt Romney Ende der posthumen Taufen von Juden.


Boston. Mitt Romney soll seinen Einfluss geltend machen, um ein Ende posthumer Taufen von Juden durch Mormonen zu erwirken. Das fordert der Nazijäger Elie Wiesel. Romney kommt das ungelegen. Er will seinen Glauben aus dem Kampf um die Präsidentschaftskandidatur heraushalten.

Elie Wiesel ist einer der am meisten respektierten Juden in den USA. Nun wendet sich der 83-jährige Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger gegen den Favoriten im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur. "Romney ist jetzt der bekannteste und wichtigste Mormone im Land", sagte Wiesel. Er solle seinen Einfluss geltend machen, um die Taufen verstorbener Juden zu beenden.

Wiesel reagierte damit auf Berichte über eine posthume Taufe von Simon Wiesenthal. Der 2005 verstorbene Nazijäger und Gründer des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles soll kürzlich von Mormonen getauft worden sein. Auch die Eltern Wiesenthals seien im Januar in Mormonentempeln in Utah und Arizona getauft worden. "Wir sind empört über solche unsensiblen Handlungen", sagte Abraham Cooper, stellvertretender Direktor des Wiesenthal-Zentrums.

Die Mormonen taufen systematisch tote Nicht-Mormonen, um ihnen den Zugang zum Paradies zu ermöglichen. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage - so ihr offizieller Name - entschuldigte sich für die Wiesenthal-Taufe. "Wir bedauern die Handlung eines einzelnen Mitglieds unserer Kirche", sagte Michael Purdy, ein Sprecher der Kirche. Die Mormonen hätten eigentlich bereits entschieden, keine Opfer des Völkermords an den europäischen Juden mehr zu taufen. "Diese Taufe hat unsere Regeln verletzt. Wir haben deshalb der betreffenden Person den Zugang zu unseren genealogischen Archiven auf unbestimmte Zeit untersagt."

Auch Romney führtesolche Taufen durch

Aus Mitt Romneys Kampagnenteam hat dagegen bisher noch niemand Stellung genommen. Der ehemalige Gouverneur von Massachusetts hat bisher stets versucht, eine Diskussion über seine Angehörigkeit zur Mormonenkirche zu vermeiden. Bereits 2007 hatte Romney allerdings zugegeben, an posthumen Taufen teilgenommen zu haben.

Damals war er einer der Führer der Mormonenkirche in seinem Bundesstaat. Er war auch einer der Initiatoren des Baus eines neuen Tempels in Belmont, wo derartige Taufen durchgeführt werden. Romney war in seiner Jugend für seine Kirche Missionar in Frankreich. Damals lernte er Französisch - eine Fähigkeit, für die er heute von konservativen Republikanern kritisiert wird. Diese sehen Französischkenntnisse als eine "unamerikanische" Fähigkeit an.