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Attentäter, Flüchtlinge, Kardinal

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Botschaften in Budapest, Wien, Prag, Warschau und Peking als Präzedenzfälle.


Wien. Dass Botschaften als Zufluchtsorte internationale oder bilaterale politische Turbulenzen auslösen, kam in der jüngsten Geschichte immer wieder vor. Der aufsehenerregendste und längstdauernde Fall war wohl der des ungarischen Kardinals Jozsef Mindszenty, der nach der Niederschlagung desungarischen Aufstandes durch die Rote Armee am 4. November 1956 in die US-Botschaft in Budapest flüchtete. Sein Fall belastete die Entspannungspolitik. Erst am 23. Oktober 1971 ging er von dort ins Exil nach Wien. Der Wiener Kardinal Franz König hatte an der Lösung des Falles mitgearbeitet.

Mehrere Botschaften in Santiago de Chile waren nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 Zufluchtsort für tausende vom Pinochet-Regime Verfolgte.

Am 13. Juli 1989 tauchten die mutmaßlichen Täter der Wiener Kurdenmorde in der iranischen Botschaft in Wien unter und konnten nach Interventionen der iranischen Regierung unbehelligt ausreisen, nachdem die Staatspolizei die Botschaft wochenlang streng bewacht hatte.

Für weltweites Aufsehen sorgten die Massenfluchten von tausenden DDR-Bürgern in die bundesdeutschen Botschaften in Prag und Warschau im September 1989, die das Ende des Honecker-Regimes beschleunigten.

Der Fall des blinden chinesischen Dissidenten Chen Guangcheng, der im April 2012 mit seiner Flucht in die US-Botschaft in Peking eine Krise zwischen China und den USA auslöste, wurde nach sechs Tagen gelöst. Chen Guangcheng durfte nach einem kurzen Spitalsaufenthalt in die USA ausreisen.