Zum Hauptinhalt springen

Zeit arbeitet gegen Republikaner

Von Konstanze Walther aus den USA

Politik

Texas wählt "Grand Old Party", doch der Trend deutet in andere Richtung.


San Antonio. Texas, Heimat des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush, gilt gemeinhin als Heimspiel für die Republikaner. Seit fast zwei Jahrzehnten kontrolliert die "Grand Old Party" sowohl Parlament als auch das Gouverneursamt. Doch in dem Bundesstaat mit der am stärksten wachsenden Bevölkerung (der heuer vier Sitze mehr im US-Kongress bekommen wird) könnte sich das Blatt wenden.

Laut Zensus 2010 sind 37,6 Prozent der in Texas lebenden Menschen Latinos. Die Wahlbevölkerung setzt sich aber nur aus rund 17 Prozent Lateinamerikanern zusammen, denn die meisten Latinos sind noch weit vom Wahlalter entfernt. Doch die Zahlen sind beeindruckend: Fast die Hälfte (48 Prozent) der unter 18-Jährigen in Texas hat einen lateinamerikanischen Background.

Neben jenen Latinos, die ihre Familiengeschichte bis zu der Zeit zurückverfolgen können, als Texas noch zu Mexiko gehörte (und augenzwinkernd sagen: "Wir haben die Grenze nicht überquert, die Grenze hat uns überquert"), siedeln sich hier frisch eingewanderte Lateinamerikaner an - sie kommen vor allem aus Mexiko. Die konservativen Wirtschaftsbosse in Texas (genauso wie in Georgia oder Iowa) sehen den Zuzug - legal oder illegal - als notwendig an. Texas wehrte sich daher auch gegen eine Verschärfung der Immigrationsgesetze.

Den Strategen der Republikanischen Partei "bereitet das nicht wenig Kopfzerbrechen, wie sie so heterogene Interessen bei der Immigration vereinen können", meint James Henson, politischer Analyst in Texas. Denn jene Bevölkerungsschicht, die nicht direkt auf billige Arbeitskräfte angewiesen ist, wehrt sich gegen die Migranten. Härte in dieser Frage wäre aber auch angesichts der zukünftigen Wahlberechtigten unklug. "Damit Texas in republikanischer Hand bleibt, müssen die Konservativen in Zukunft rund 40 Prozent der dann erwachsenen Latinos bekommen", rechnet Henson vor.

Republikanische Politiker versuchen daher die Quadratur des Kreises und sprechen vor allem von "sicheren Grenzen" (ebenfalls ein Dauerbrenner in den Umfragen). Damit soll elegant den Wählern Schutz vor der Gewalt der mexikanischen Drogenkartelle versprochen werden.