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Ugandas Traum mit Tücken

Von Klaus Huhold und Petra Navara

Politik

Präsident Museveni plante seine Machtübernahme in Niederösterreich.


Kampala/Wien. Uganda ist wie so viele andere afrikanische Länder gesegnet: Es besitzt fruchtbaren Boden und jede Menge Rohstoffe, etwa Gold, Uranium, Öl und Gas. "Nennen Sie eine natürliche Ressource, wir haben sie", sagt der stellvertretende Direktor der Nationalen Planungsbehörde, Abel Rwendeire.

Doch für viele afrikanische Länder wurde der Rohstoffsegen schon zum Fluch. In Nigeria füttert der Ölexport nur eine kleine, reiche Elite, während die Bewohner in der Umgebung der Ölfelder mit verschmutzten Gewässern kämpfen, in denen die Fische sterben. Und im Kongo füllt der Mineralabbau oft die Taschen von Rebellengruppen, während die bitterarme Bevölkerung ständig vor neuen Kämpfen fliehen muss.

Uganda will es anders machen. Rwendeire präsentierte bei einem Wien-Besuch ehrgeizige Pläne für das Land, das heute, Dienstag, den 50. Jahrestag seiner Unabhängigkeit feiert. Bis 2040 will Uganda sein BIP pro Kopf von derzeit etwa 1300 US-Dollar auf 9500 erhöhen. Straßen sollen gebaut, Öl soll gefördert, die Landwirtschaft kommerzialisiert und das Schulwesen verbessert werden. Es sind ambitionierte und teure Projekte. Nur: Woher soll das arme Land das Geld nehmen?

Milliarden Barrel an Öl wurden entdeckt

Laut Rwendeire will die Regierung in Kampala erstens mit internationalen Krediten arbeiten und zweitens in Fünf-Jahres-Plänen die Wirtschaft Schritt für Schritt entwickeln. Dabei sollen zunächst die Felder gefördert werden, die schnell Geld abwerfen. Das Hauptaugenmerk gilt dabei dem Öl. Im Lake Albert wurden Ölvorkommen entdeckt, laut Rwendeire sind es bisher 3,4 Milliarden Barrel. Bald soll das Öl auch gefördert werden, chinesische und europäische Unternehmen, etwa Total, sind schon vor Ort. "Wir wollen aber nicht nur Öl exportieren, sondern auch eine Raffinerie im eigenen Land haben", betont Rwendeire bei einem vom "Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit" organisierten Hintergrundgespräch.

Doch gerade das Öl zieht oft Korruption an. Und diese wiederum ist ein Problem, das sich durch ganz Uganda zieht. Schulgebäude sind oft kleiner als geplant, in Krankenhäusern werden Reparaturen nicht durchgeführt, weil das Geld versickert ist. Eine andere Falle für Uganda bei seinen ehrgeizigen Plänen könnte die innere Stabilität werden. Die größte Ethnie bilden die Baganda, und diese haben in den vergangenen Jahren für Unruhen gesorgt, weil sie ihren König nicht genügend gewürdigt sehen. Zudem ist das Einkommen ungleich verteilt. Derzeit oszilliert das Wirtschaftswachstum zwischen fünf und acht Prozent. Doch das Wachstum konzentriert sich auf die Zentren und Eliten. Die Landbevölkerung ist arm wie je, mahnen NGOs.

Der starke Mann in Uganda ist Präsident Yoweri Museveni. Er will das Land in die Zukunft führen, dabei regiert er schon seit 26 Jahren. Der frühere Rebellenchef übernahm nach einem Bürgerkrieg 1986 die Macht in einem zerstörten Land, dessen Bevölkerung erschöpft und bitterarm war.

Museveni machte Uganda aber schnell zu einem "donor darling", einem Liebling ausländischer Geber und Investoren. Österreich spielt unter den Wirtschaftspartnern nur eine Nebenrolle, dafür ist Uganda eines der Schwerpunktländer in der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Der Umfang der Hilfsleistungen blieb aber mit einem Anteil von weit unter einem Prozent der internationalen Beiträge gering.

Österreich ist in der Wasserversorgung tätig

Weniger als 10 Millionen Euro widmet die Republik Österreich etwa 2011 den Bereichen Recht und Sicherheit sowie Wasserversorgung in dem Schwerpunktland. Doch "20 Jahre Erfahrung, fundierte Kenntnis der Rahmenbedingungen und des Bedarfs zeichnen die österreichische Expertise aus, auf die Uganda für komplexe Vorhaben gerne zurückgreift", sagt Simone Knapp, Leiterin des Koordinationsbüros der Austrian Development Agency in Kampala.

Der Anfang der Beziehungen zwischen Österreich und Präsident Museveni reicht aber viel weiter zurück - nämlich, als der heutige Staatschef noch gar nicht an der Macht war. Im Juni 1985 war Museveni im "Gasthaus zum Grünen Jäger" in Unterolberndorf. Ein ugandischer Zeitungskolporteur in Wien hatte Verbindung zu Mitgliedern des National Resistance Movement (NRM), der von Museveni angeführten Befreiungsbewegung. Er organisierte die Klausur in diesem niederösterreichischen Ort, wo die Delegierten zwei Wochen lang über Richtlinien für ein neues Regierungsprogramm brüteten und ein Schattenkabinett zusammenstellten. Sechs Monate später marschierten die Truppen der NRM in der Hauptstadt Kampala ein, Museveni wurde zum Präsidenten ernannt.