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"Wirtschaft interessiert, nicht die Außenpolitik"

Von Alexander U. Mathé aus den USA

Politik

Am ehesten findet in Florida noch das Verhältnis zu Kuba Anklang.


Boca Raton. Der Weg zur Lynn Universität in Boca Raton führt über den Military Trail. Der Name passt perfekt zum TV-Duell im US-Präsidentschaftswahlkampf, das in diesem noblen floridianischen Bildungsinstitut abgehalten wurde: kämpferisch und im Zeichen der Außenpolitik, in dem auch die dritte - und für diese Wahlen letzte - Debatte am Montagabend veranschlagt war.

Doch was außerhalb der USA passiert, tangiert die meisten Amerikaner nur peripher. "Wirtschaft ist das Thema, das für die Wahlen wichtig ist, nicht Außenpolitik", sagt Jane, Studentin der Kommunikationswissenschaften an der Lynn. Draußen vor dem Hörsaal kurvt eines der zahlreichen Golfwagerl, die die Gäste der Universität quer über den ausgedehnten Campus transportieren - vorbei an Unterrichtsgebäuden, Unterkünften, Seen und Statuen.

Und wenn denn schon Außenpolitik, was wäre dann interessant und wichtig? "Kuba", so die Antwort. Der drohende Krieg gegen den Iran? Nicht so wichtig. Das Verhältnis zu China - auch nicht.

Jane ist keine Ausnahme, sie ist die Regel. Der Lokalsender WLNR veranstaltete an der Lynn Universität die Debatte vor der Debatte: Bevor einander Barack Obama und Mitt Romney zum finalen Showdown trafen, diskutierten hier Journalisten über die für sie brennenden außenpolitischen Themen.

Angst vor Flüchtlingswelle aus Venezuela

"Auf uns kommt eine große Immigrationswelle aus Venezuela zu", sagt Helen Ferré vom großen hispanischen Sender "Univisión". Dies sei das direkte Resultat aus dem Sieg von Hugo Chávez bei den kürzlich abgehaltenen Präsidentschaftswahlen. Immigrationsfragen beschäftigen auch Marc Caputo vom "Miami Herald". Dass im Falle eines Wahlsieges Romneys ein immigrantenfeindliches Gesetz, wie es Arizona eingeführt hat, bundesweit blühen könnte, glaubt er nicht. Das sei rein technisch gar nicht möglich, erklärt er.

Ansonsten beschäftigt die Medien die "wet foot/dry foot"-Doktrin, der zufolge Kubaner spezielle Aufenthaltsgenehmigung in den USA bleiben können, so sie einmal Fuß an Land gesetzt haben. Haitianer sollten auch in den Genuss der Doktrin kommen, heißt es in der Runde.

Beim Kuba-Komplex gibt es ohnedies kein Halten mehr. Embargo, Öffnung, Regimesturz werden in allen Farben ausdiskutiert. Jenseits der eigenen Haustüre findet nichts Eingang in die Debatte. Einzig Libyen und auch das nur, weil man darüber rätselt, ob die Ermordung des dortigen US-Botschafters auf einen Fehler Obamas zurückzuführen sei oder nicht.

Vorwürfe kann man den Diskutanten keine machen: Sie bedienten lediglich die Nachfrage und abseits der unmittelbaren Außenpolitik interessiert die meisten kaum etwas.