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Israels Araber zwischen den Fronten

Von WZ-Korrespondent Andreas Hackl

Politik
Sieht dritte Intifada nahen: Balad-Politiker Fattah.
© balad

Arabisch-israelischer Politiker warnt vor "dritter Intifada".


Tel Aviv. Israels Konflikt mit der Hamas im Gazastreifen lässt nicht nur den Graben zwischen Israelis und Palästinensern tiefer werden, sondern wirkt sich auch auf die arabischen Staatsbürger Israels aus, die rund 20 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen und besonders in turbulenten Zeiten oft zwischen den Fronten der Streitparteien landen.

"Wir könnten bald eine Explosion sehen. Wenn sich die Krise in Gaza zuspitzt und das Westjordanland auf den Zug aufspringt, haben wir eine dritte Intifada", sagt Awad Abdel Fattah, Generalsekretär der israelisch-arabischen Partei Balad. Seit Beginn der Gewalteskalation wurden in mehreren Städten Israels Proteste gegen den Krieg abgehalten, und arabische Israelis standen dabei oft an vorderster Front.

"Befreit Gaza", stand auf einem Transparent eines Protests am Dienstag in Tel Aviv; "Stoppt den Genozid" auf einem anderen. Still und ruhig verteilte sich die Menge vor der Universität auf Markierungen am Boden und verwandelte sich zu einer Menschenkette in acht Buchstaben: "Free Gaza". Dass die arabischen Staatsbürger in Israel leben, sich aber dennoch mit den Menschen im Gazastreifen solidarisch zeigen, geht manchen Israelis zu weit. "Und was, wenn eine Rakete der Hamas kommt? Dann läuft Ihr davon!", rief ein Israeli den Demonstranten im Sitzstreik zu. "Schau dir das an. Sie sind Israelis und halten zur Hamas. Wir sollten ihnen die Staatsbürgerschaft wegnehmen", erregte sich ein rechter Aktivist bei einem anderen Protest arabischer Studenten.

"Wir werden von Israel als Sicherheitsrisiko behandelt"

Im israelischen Staat, der per Grundgesetz nicht nur demokratisch, sondern auch jüdisch ist, leben muslimische und christliche Araber schon per Definition in einem Paradox. Hinzu kommt, dass sie für ihre kulturelle und historische Zugehörigkeit zu den Palästinensern sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland innerhalb Israels als eine Art Trojanisches Pferd gesehen werden, dem es besonders in Kriegszeiten zu misstrauen gilt. "Seit Israels Gründung 1948 werden wir als Sicherheitsrisiko behandelt", meint Abdel Fattah. Der inner-israelische Konflikt ist auch oft genug eskaliert, wie etwa im Oktober 2000 während der zweiten palästinensischen Intifada, als 13 unbewaffnete arabische Israelis bei Protesten von der Polizei erschossen wurden.

"Die meisten von uns sind Menschen, die gegen diese Gewalt und auch gegen die Bomben sind", sagt Nadim Nashif, Vorstand des Verbands arabischer Jugendlicher in Israel. "Dabei ist es völlig egal, ob es eine Bombe in einem Bus ist oder ein israelischer Angriff auf Zivilisten." Er fordert die israelische Gesellschaft auf, die Intentionen der arabischen Bürger nicht falsch zu verstehen. Denn Kritik an der Hamas gäbe es in vielen Aspekten auch hier. Nur verurteilen die meisten israelischen Araber dennoch Israels "Aggression" in Gaza, sagt er. "Deshalb gibt es täglich Demonstrationen."