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Waffendebatte verschärft die Polarisierung in den USA

Von Alexander Dworzak

Politik

Waffengegner gewinnen 400.000 neue Unterstützer, NRA 100.000 Mitglieder.


Washington. Als Einiger der Nation trat Barack Obama 2008 sein Präsidentenamt an. Mehr als vier Jahre und eine Wiederwahl später sind die USA nicht nur gespalten wie eh und je - in der Waffendebatte werden die ideologischen Gräben sogar immer tiefer. Aussichtslos scheint ein Kompromiss zwischen Obama, der für eine Verschärfung plädiert, und der National Rifle Association (NRA), einer der einflussreichsten Lobbyorganisation der USA. Und der Ton wird rauer.

"Wir sind enttäuscht", verlautbarte die NRA trotzig nach dem - wie erwartet - ergebnislosen Gespräch mit Vizepräsident Joe Biden, der eine Kommission zur Lösung der Waffenkrise anführt. Und die Lobby legte nach: "Wir werden nicht zulassen, dass gesetzestreuen Waffenbesitzern die Schuld für die Taten von Kriminellen und Wahnsinnigen zugeschoben wird." Nicht nur wird der Zusammenhang von Waffenbesitz und Waffengewalt bestritten - trotz weit über 10.000 Morden pro Jahr in einem Land, in dem statistisch betrachtet 89 von 100 Bürgern eine Waffe besitzen. Die NRA trommelt seit dem Massaker in der Volksschule von Newtown im Dezember, bei dem 20 Kinder getötet wurden, Waffen auch an Schulen freizugeben.

Frenetische Zustimmung und empörte Ablehnung erntet die NRA mit diesem Kurs. 100.000 neue Mitglieder konnte die Organisation laut "Politico" seit dem Newtown-Amoklauf werben. Unermüdlich verbreitet der seit über 20 Jahren amtierende Geschäftsführer Wayne LaPierre die Botschaft: "Nur ein guter Mann mit einer Waffe kann einen bösen Mann mit einer Waffe stoppen."

Auf der Seite von Präsident Obama stehen neu gegründete und arrivierte Gruppierungen. 400.000 neue Unterstützer alleine hat "Bürgermeister gegen illegale Waffen" seit Newtown gewonnen; eine Initiative des New Yorker Stadtoberhaupts Michael Bloomberg und 800 seiner Amtskollegen. Auch die neu gegründete Organisation der Ex-Kongressabgeordneten Gabby Giffords, die von einem Amokläufer 2011 lebensgefährlich verletzt wurde, erfährt großes Interesse. Der texanische Anwalt Steve Mostyn spendete Giffords diese Woche eine Million Dollar. "Ich bin Waffenbesitzer und Vater eines fünfjährigen Kindes. Ich bin nicht gegen Waffen, aber gegen die derzeit vorherrschende Meinung", sagte Mostyn.

Entscheidend wurde in den vergangenen Jahren das Meinungsklima von der NRA geprägt. Geschäftsführer LaPierre verweist gerne auf die vier Millionen Mitglieder und stellt Politikern die Rute ins Fenster, sollten sie nicht waffenfreundliche Positionen beziehen. Dabei agiert die NRA-Spitze nicht im Einklang mit der Basis: So fordern 74 Prozent der Mitglieder, dass die Käufer von Waffen überprüft werden müssen - derzeit gibt es zwar Kontrollen, aber riesige Schlupflöcher.

"Wir müssen Feuermit Feuer bekämpfen"

Einen großen Vorteil hat die NRA gegenüber den Waffengegnern: Geld. 18 Millionen Dollar investierte die Lobby alleine während des Präsidentschaftswahlkampfs 2012. "Wir müssen mehr Spenden lukrieren, letztendlich Feuer mit Feuer bekämpfen", sagt Dan Gross, Präsident einer Anti-Waffen-Gruppierung.

Bereits am Dienstag will Vizepräsident Biden seine Vorschläge für ein strengeres Waffenrecht vorlegen. Und die NRA wird sich dagegen aufmunitionieren.