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Kinder - von Armee und Rebellen missbraucht

Von Michael Schmölzer

Politik

Syrien: Väter drücken Elfjährigen Gewehr in die Hand.


Genf/Damaskus. Immer öfter werden Kinder ganz unmittelbar in den syrischen Bürgerkrieg involviert. Regierung wie Rebellen würden Minderjährige als Soldaten einsetzen, so UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am Mittwoch.

Dabei gibt es freilich Unterschiede in der Herangehensweise: Die syrischen Sicherheitskräfte missbrauchen Minderjährige vor allem als menschliche Schutzschilde. Es sind Fälle dokumentiert, in denen die Armee Kinder auf Panzer gesetzt hat, um den Beschuss der Fahrzeuge durch Rebellen zu verhindern. Jugendliche werden von Assads Geheimdienst nachweislich gefoltert, um Informationen zu erpressen. Die Opfer sind oft erst 14 Jahre alt, dabei wird auch sexuelle Gewalt eingesetzt.

Die Kämpfer der Freien Syrischen Armee und anderer Rebellenorganisationen drücken Kindern direkt Waffen in die Hand, sie erhalten Uniformjacken und Tarnhosen. Wobei die Minderjährigen laut Rebellen zumeist nicht direkt an der Front, sondern in den Linien dahinter eingesetzt werden. Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren werden für Botengänge, als Träger, Wachen und im Verpflegungsbereich eingesetzt. Häufig kommt es vor, dass der Vater den zehn- oder elfjährigen Sohn bewaffnet und zu den Kämpfen mitnimmt. Von vielen Kindern und ihren Familien werde das "mit Stolz betrachtet", heißt es bei der Organisation "Save the Children".

Die Genfer Konvention schreibt vor, dass Kinder unter 15 Jahren nicht als Soldaten eingesetzt werden dürfen. Die Verwendung von Kindern in bewaffneten Konflikten wird vom Internationalen Strafgerichtshof als Kriegsverbrechen eingestuft.

Laut "Hürriyet" kämpfen in Syrien zudem mehr als zwei Millionen Kinder ums nackte Überleben. Ständig sind sie auf der Suche nach etwas Essbarem, Mangelernährung und die Gefahr, sich mit einer Krankheit anzustecken, bestimmen den Tagesablauf. An einen Schulbesuch ist so nicht mehr zu denken. Ganz im Gegenteil würden junge Mädchen frühzeitig zu einer Heirat gezwungen, um sie so vor drohender sexueller Gewalt zu beschützen. In Syrien geht das Wort von einer "verlorenen Generation" um.