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Iran will nach Atom-Deal wieder am Ölkuchen mitnaschen

Von Arian Faal

Politik

Die Opec trifft sich in Wien, Teherans Comeback dürfte für Diskussionen sorgen.


Wien/Teheran. Wieder einmal stiehlt der Iran den anderen Ländern bei einer internationalen Konferenz die Show. Wie schon bei der UN-Generalversammlung in New York, wo man dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani und seiner Entourage sogar mehr Beachtung als US-Präsident Barack Obama geschenkt hatte, sind die Augen der internationalen Medienvertreter bei der 164. Sitzung der Organisation erdölfördernder Staaten (Opec) ab Mittwoch in Wien vorrangig auf die iranische Delegation rund um Ölminister Bijan Namdar Zangeneh gerichtet.

Für den Iran steht viel auf dem Spiel. Der Ölexport, die Schlagader der iranischen Wirtschaft hat in den letzten Monaten herbe Verluste hinnehmen müssen (siehe Grafik). Das Land steht am Rande eines Wirtschaftskollapses. Jüngstes Beispiel: Die National Iranian Gas Company (NIGC) hat Ende November Insolvenz angemeldet, die Schulden des Unternehmens belaufen sich auf rund vier Milliarden US-Dollar.

Umso mehr klammern sich die Machthaber um den moderaten Präsidenten Hassan Rohani nun an die jüngste Einigung zwischen dem Westen und der Islamischen Republik beim zehn Jahre andauernden Atomstreit. Dieser hinterlässt nämlich auch seine Spuren auf dem internationalen Ölmarkt. Bereits am Tag nach der Einigung mit dem Iran purzelten die Preise für den wichtigsten Rohstoff der Welt kurzfristig um fast drei Prozent.

Fulminantes Comebackvon iranischem Öl?

Viele Analysten gehen mittlerweile davon aus, dass der einst zweitgrößte Öllieferant der Welt nach der Lockerung der westlichen Wirtschaftssanktionen bald wieder ein fulminantes Comeback auf dem internationalen Ölmarkt feiern wird. Derzeit ist sind die Iraner noch auf die Hauptabnehmer China, Indien, Südkorea und Japan angewiesen, da das Zwischenabkommen noch keine Lieferungen in die EU erlaubt.

Zwar dürften die Fördermengen bei der heutigen Opec-Sitzung nicht nachhaltig geändert werden, doch mittel- und langfristig liebäugelt vor allem Europa bereits mit Lieferungen aus dem schiitischen Golfstaat. Als Zeithorizont für den marktentscheidenden Wiedereintritt Teherans wird immer wieder das zweite Halbjahr 2014 genannt. Bevor es so weit ist, dürfte es allerdings noch intensive Auseinandersetzungen mit den beiden Opec-Förderländern Irak und Saudi-Arabien geben, die aktuell die beiden Nutznießer des sanktionsbedingten Ausfalls des persischen Öls sind.

Derzeit deckt Europa zwar seinen Bedarf durch Lieferungen aus Russland, Norwegen, Großbritannien, Nigeria und Saudi-Arabien. Allerdings stellt gerade das saudische Öl, das die stark rückläufigen Lieferungen aus Libyen ersetzt, die Europäer vor Probleme. Denn dieses ist schwerer und schwefelhaltiger als libysches und iranisches. Die Verarbeitung in den Raffinerien ist entsprechend komplizierter und manchmal sogar teurer.

Hoffen auf Lockerungder Sanktionsschraube

Hier will der Iran ansetzen, um seine Position innerhalb der Opec, aber auch geopolitisch wieder zu stärken. Auf mittlere Sicht hieße das, dass der sinkende Preistrend, der durch die Streiks in Libyen und den zuletzt sinkenden Euro-Kurs unterbrochen wurde, seine Fortsetzung finden kann. Sollten die umfassenden Strafmaßnahmen gegen Teheran 2014 oder 2015 komplett aufgehoben werden, sodass das Land wieder zu einem der wichtigsten Lieferanten auf dem Weltmarkt aufsteigen kann, wird der Iran auch wieder bei der Preisgestaltung mitreden dürfen.

Vor den Embargos produzierte die Islamische Republik rund 3,5 Millionen Barrel pro Tag und exportierte 2,5 Millionen davon. Seitdem der Westen noch fester an der Sanktionsschraube gedreht hat, verlassen nur noch eine Million Barrel täglich das Land. Bei einer weltweiten Nachfrage von täglich etwa 90 Millionen Barrel pro Tag könnte der Iran, der nach wie vor über die umfangreichsten Öl- und Gasreserven der Welt verfügt also langfristig ordentlich am Ölkuchen mitnaschen.

Innerhalb der Opec würde sich dadurch allerdings eine neue Konstellation ergeben. Denn wenn in Zukunft wieder viel Öl aus dem Iran kommt, würden Bagdad und Riad ihre Produktion drosseln müssen, damit der Ölpreis nicht zu stark sinkt. Allerdings haben Länder wie Saudi-Arabien in der Vergangenheit schon so manche OPEC-Übereinkunft unterlaufen, um Mehreinnahmen zu erzielen.

Im Verhältnis zwischen Saudi-Arabien und dem Iran geht es allerdings noch um weit mehr als um Öl. Beide Länder rivalisieren um die Vorherrschaft des Nahen Ostens. Am Rande der Opec-Konferenz soll es daher auch eine direkte bilaterale Begegnung zwischen dem saudischen und dem iranischen Ölminister geben. Zur Sprache kommen könnte hierbei die Einladung des saudischen Königs Abdullah an den Chef des iranischen Schlichtungsrates Ayatollah Ali Akbar Hashemi-Rafsanjani. Letzterer soll die angespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern durch einen Freundschaftsbesuch in Riad wieder glätten.