Wien. Die Atomgespräche mit dem Iran könnten über die bisher gesetzte Deadline am 24. November hinaus verlängert werden. Am Rande des Treffens von US-Außenminister John Kerry mit EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton in Wien sagte der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur ISNA, es "könnte mehr Zeit benötigt werden". Doch die USA sträuben sich dagegen.
Die UNO-Vetomächte und Deutschland verhandeln derzeit unter Führung der EU (5+1 Gruppe) mit dem Iran über dessen umstrittenes Atomprogramm. In einem Übergangsabkommen im vergangenen November wurde zunächst eine endgültige Einigung in dem seit Jahren laufenden Atomstreit bis Juli vereinbart, diese wurde nach langwierigen Verhandlungen zuletzt bis in den späten November verlängert.
Auch Verhandlungspartner Russland und Experten äußerten sich skeptisch. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte am Dienstag, er sei sich sicher, dass ein Kompromiss möglich sei. "Ich kann aber nicht garantieren, dass er bis zum 24. November erreicht wird. Dieses Datum ist nicht heilig." Für wahrscheinlicher halten Experten eine weitere Übergangslösung. Es sei "möglich, eine Vereinbarung zu erzielen, sich mehr Zeit zu geben" und ein neues Datum zu fixieren, meinte Ali Vaez von der Expertenorganisation International Crisis Group gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
US-Diplomaten signalisieren Pessimismus
US-Außenminister John Kerry betonte vor seinem Eintreffen in Wien, eine Einigung mit dem Iran innerhalb der nächsten sechs Wochen sei nicht außer Reichweite. Nach seiner Ankunft soll er sich jedoch eher pessimistisch geäußert haben, hieß es aus informierten Kreisen gegenüber der APA. Am Mittwoch verlautete nach Berichten internationaler Nachrichtenagenturen aus Kreisen der US-Verhandler, bei den Gesprächen mit dem Iran werde eine Verlängerung der Frist kein Thema sein. "Wir wissen nicht, ob wir eine Vereinbarung erreichen können. Es kann auch sein, dass es nicht geht", sagte ein hochrangiger Offizieller laut Reuters.
Bei den komplexen Gesprächen mit dem Iran sind aus Sicht von Beobachtern noch viele heikle Fragen offen. Der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani forderte etwa die USA am Mittwoch auf, nicht die Frage der Zahl der Uran-Anreicherungszentrifugen in den Mittelpunkt zu stellen. Man sollte nicht über so "triviale" Angelegenheiten feilschen, meinte Larijani am Mittwoch in Genf.
Seit Jahren laufender Streit
Der Westen verdächtigt den Iran, heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Die Regierung in Teheran bestreitet dies. In dem seit Jahren laufenden Streit gibt es Sanktionen der USA und der EU gegen Öl- und Gasexporte des Landes, die die Wirtschaft der Islamischen Republik Landes empfindlich treffen. In den Verhandlungen hofft die Regierung in Teheran auf ein Ende der Sanktionen im Austausch für eine Einschränkung und umfassende internationale Kontrollen seiner Nuklearaktivitäten.