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Scharfe Töne zwischen Riad und Teheran

Von WZ Online

Politik

Eskalation nach der Massenhinrichtung in Saudi-Arabien.


Die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Scheich Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien hat die die Spannungen mit dem Rivalen Iran verstärkt. Ayatollah Ali Khamenei, der oberste religiöse Führer des Iran, drohte dem saudischen Königshaus mit einer "göttlichen Strafe". Die iranischen Revolutionsgarden, eine Elite-Einheit der Armee, drohten Riad mit "heftiger Rache".

In der Nacht auf Sonntag stürmten Demonstranten die saudiarabische Botschaft in Teheran und verwüsteten sie. Nach der Räumung des Gebäudes durch die Polizei gingen die Demonstrationen gegen die Exekution von Nimr weiter. Der hingerichtete Schiit war ein langjähriger Kritiker des sunnitischen Königshauses in Saudi-Arabien. Der prominente Vertreter der sunnitischen Minderheit hatte zur Abspaltung der östlichen Regionen Katif und Al-Ihsaa, in denen die meisten der rund zwei Millionen Schiiten Saudi-Arabiens leben, aufgerufen.

Im Oktober 2014 wurde Nimr wegen Aufwiegelung, Ungehorsams und Waffenbesitzes zum Tode verurteilt. Hingerichtet wurde er am Samstag gemeinsam mit 46 weiteren Menschen. Seinen Anhänger sagen jedoch, dass er in seinen Aufrufe der Gewaltlosigkeit das Wort geredet habe.

Irans Präsident Hassan Rohani sprach von einem "unislamischen" Vorgehen Riads. Rohani versuchte jedoch, die Emotionen zurückzufahren. Er verurteilte den Angriff auf die saudi-arabische Botschaft und forderte die strafrechtliche Verfolgung der Angreifer.

International wurden Befürchtungen laut, dass die Lage in der Region eskalieren könnte. Das US-Außenministerium erklärte, der Tod von Nimr drohe religiöse Spannungen zu einer Zeit zu verschärfen, in der sie dringend abgebaut werden müssten. Ähnlich äußerten sich die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und die Bundesregierung.

In Deutschland forderte die Opposition einen Stopp von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien. Wirtschaftsinteressen und Rüstungsexporte dürften nicht länger wichtiger sein als die menschenrechtliche Glaubwürdigkeit Deutschlands und der EU, sagte Grünen-Vorsitzender Cem Özdemir. Der Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, forderte die Einstellung von Waffenlieferungen in das Königreich. Die deutschen Waffen würden nicht nur in Kriegen eingesetzt, sonder dienten auch der Repression nach Innen.

Das US-Außenministerium sieht durch die Hinrichtung Nimrs verstärkte religiöse Spannungen zu einer Zeit, in der sie dringend abgebaut werden müssten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die rivalisierenden Religionsgruppen zur Zurückhaltung auf. Alle Verantwortlichen in der Region müssten zu einem Abbau der Spannungen beitragen, forderte er