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Feuer am Dach

Von Nina Flori

Politik

Die KAV-Gewerkschafter attackieren Vorstand Udo Janßen scharf.


Wien. Es dürften keine leichten Tage für den Vorstand des Krankenanstaltenverbundes (KAV) Udo Janßen sein. Hartnäckig halten sich die Ablösegerüchte um seine Person - und das trotz Dementi aus dem zuständigen Stadtratbüro von Sonja Wehsely. Und auch der Ton zwischen der Hauptgruppe II, der Arbeitnehmervertretung im KAV, und dem Vorstand wird rauer. In einem der "Wiener Zeitung" vorliegenden Brief, den die Hauptgruppe II am Mittwoch an die Generaldirektion geschrieben hat, wirft sie Janßen bürokratisches Missmanagement und eine desaströse Informationspolitik vor. Die Belegschaft musste aus den Medien von der im Raum stehenden Ausgliederung erfahren, heißt es darin. 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien verunsichert.

Es fehle an Anerkennung gegenüber dem Personal; ein Verhandlungspaket, das Zulagen regelt und mit 1. Dezember hätte wirksam werden sollen, konnte nicht rechtzeitig realisiert werden. Viele Mitarbeiter würden dies als Missachtung der eigenen Arbeit und Leistung deuten, so die Gewerkschafter weiter. Janßen sei "der Auslöser für die um sich greifende Verunsicherung." Er bremse "den bitter notwendigen Veränderungsprozess im KAV", weil er die Verbindung und das Vertrauen der Mitarbeiter verliere, so die Hauptgruppe II.

Externe Beraterfirmen statt hauseigene Expertise

In einem Schreiben an die Belegschaft von Ende November forderten die Gewerkschafter bereits, dass Managementfehler Konsequenzen nach sich ziehen müssten. Sie kritisierten, dass die Expertise des Personals in den Hintergrund gedrängt werde und externe Beraterfirmen angeheuert würden (was auch schon der Rechnungshof in seinem Rohbericht beanstandete). Zudem würden viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen der unzähligen Projekte (Standortkonzentrierung, Spitalskonzept 2030, Geratriekonzept 2020, Dienstplan-Neu, KH Nord usw.) mehr Zeit in Planungsgesprächen und Projektgruppen als mit Patienten verbringen. Die Stimmung im Unternehmen sei auf dem Nullpunkt.

Im KAV will man zu den Vorwürfen keine direkte Stellung beziehen. Es heißt lediglich: "Wir haben großes Interesse daran, mit der Gewerkschaft über die Anliegen und Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sprechen und tun das ja auch regelmäßig."

Dass sich die Nervosität nun steigert, ist nicht verwunderlich. Seit bald 20 Jahren wird immer wieder über die Ausgliederung des riesigen Krankenhaus-Apparats aus der Stadt diskutiert. Diesmal könnte es jedoch wirklich so weit kommen, meint der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Es schaut besser aus als je zuvor." Der KAV belaste das Budget der Stadt schwer. Sie müsse mehr denn je schauen, "diesen Klotz loszuwerden", sagt Pichlbauer. Auch organisatorisch sieht der Gesundheitsökonom in einer Ausgliederung viele Vorteile.

Politische Einflussnahme bei jeder Entscheidung

"Zurzeit muss jede Management- und jede Personalentscheidung zum politischen Hochamt stilisiert werden. Es gibt keine Personal- und keine Finanzhoheit. Auch der Rechnungshof hat kritisiert, dass die Generaldirektion keine Kompetenz hat, Entscheidungen zu treffen, trotzdem aber hohe Gehälter bezieht." Vorstand Udo Janßen soll bekanntlich 24.000 Euro pro Monat verdienen.

Dass der Großteil der KAV-Mitarbeiter wegen der Ausgliederung verunsichert ist, glaubt Pichlbauer nicht: "Die Gewerkschaft fürchtet sich doch nur, dass sie ihre Mitglieder verliert und damit ihre Posten. Deshalb versuchen sie jetzt, zu mobilisieren", so der Gesundheitsökonom. Denn im Fall einer Ausgliederung des KAV würde nicht mehr die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, sondern jene der Privatangestellten die Belegschaft vertreten.

"Hier geht es um Eigeninteressen der Gewerkschaft. Für die Mehrheit des KAV-Personals ist eine mögliche Ausgliederung nicht relevant", meint Pichlbauer. Er vermutet, dass die Machtposition und die Einflussnahme der Gewerkschaft dazu geführt haben, dass die Stadt bisher vor einer Ausgliederung abgesehen hat.

Ausgliederungspläne sollen im Jänner präsentiert werden

In welcher Form diese nun erfolgen könnte, wird derzeit im Rahmen einer Studie untersucht. Im Fall einer Vollausgliederung fürchtet die Opposition ihre Kontrollrechte, die sie zur Zeit im Gemeinderat ausübt, zu verlieren. Dem Stadtratbüro Wehsely zufolge sind jedoch viele verschiedene Organisationsformen denkbar. Bis Anfang des neuen Jahres wolle man die Ergebnisse der Studie präsentieren, heißt es.