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Indien stoppt Mark Zuckerberg

Von WZ-Korrespondent Frederic Spohr

Politik

Mit der App "Free Basics" wollte Facebook Millionen Menschen einen kostenlosen, aber eingeschränkten Internetzugang ermöglichen. Die indischen Behörden haben das Gratisangebot für unzulässig erklärt. Andere Schwellenländer könnten folgen.


Neu-Delhi. (ce) Mark Zuckerberg ist es nicht gewohnt zu verlieren. Doch nun hat er in Indien eine herbe Niederlage kassiert. Die indische Telefonaufsichtsbehörde Trai hat sein Lieblingsprojekt in Asien Anfang der Woche kurzerhand beendet. Kostenlose Internetangebote seien unzulässig, wenn sie nur einen eingeschränkten Internetzugang gewähren würden, erklärten die Beamten. Zuckerberg hatte mit seiner App "Free Basics" genau das vor: Hunderte Millionen Inder wollte er so ins digitale Zeitalter befördern - aber eben nur ein bisschen.

Denn mit "Free Basics" können Nutzer zwar kostenlos ins Internet, aber nur auf von Zuckerbergs Unternehmen Facebook ausgewählte Seiten. Rund hundert Websites waren in Indien abrufbar, darunter die BBC oder Wikipedia. Auf Facebook konnten die Nutzer selbstredend ebenfalls zugreifen. Die Angebote des Suchmaschinenbetreibers Google konnten sie dagegen nicht nutzen.

Kritiker vermuten deswegen schon länger, dass sich Facebook mit "Free Basics", das im Rahmen des Projekts Internet.org angeboten wird, Wettbewerbsvorteile sichern will - und einfach nur mehr Menschen in das eigene soziale Netzwerk locken möchte. Die Entscheidung der Inder feiern sie daher als großen Sieg - mit der Hoffnung, dass andere Regulierer nachziehen werden. Denn Internet.org ist in mehr als 30 Staaten mit ähnlichen Angeboten vertreten.

Zuckerberg ließ offen, wie er nun weiter vorgehen will. Wie ein kompletter Rückzug klingt seine Mitteilung nach der Entscheidung allerdings nicht. "Indien ins Internet zu bringen, ist ein wichtiges Ziel, das wir nicht aufgeben, weil mehr als eine Milliarde Menschen in Indien keinen Zugang zum Internet hat", schrieb Zuckerberg auf seiner Webseite.

Die saubere Alternative

Netzaktivisten haben zumindest eine klare Vorstellung von dem, was Facebook tun sollte. Wenn Zuckerberg wirklich allen Menschen das Internet zur Verfügung stellen will, dann sollte er den Armen beispielsweise ein begrenztes Datenvolumen einräumen. Dieses könnten sie dann ganz nach ihren Bedürfnissen verbrauchen.

Doch Zuckerberg, dessen Vermögen sich laut US-Magazin "Forbes" auf 33,4 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) beläuft, lehnte das bisher stets ab. Um sein Projekt in der bestehenden Form zu retten, hatte er eine gigantische PR-Kampagne gestartet. Riesige Plakate hingen an den Hausfassaden der indischen Metropolen, und in einem ausführlichen offenen Brief in der größten indischen Tageszeitung, der "Times of India", warb er für Verständnis.

Dass sich Zuckerberg so ins Zeug legte, ist nicht verwunderlich: Schon jetzt ist Indien gemessen an Usern der zweitgrößte Markt des Netzwerkes, das global 1,6 Milliarden Nutzer hat. Rund 132 Millionen Inder sind bei Facebook angemeldet - dabei ist die Mehrheit noch gar nicht online, wie das Unternehmen schätzt. Vor allem muss Zuckerberg aber nun befürchten, dass "Free Basics" auch in anderen Schwellenländern noch stärker in die Kritik gerät. Nicht auszuschließen ist, dass sich andere Staaten an Indien orientieren werden. Die ägyptischen Aufsichtsbehörden haben die App ebenfalls bereits gesperrt.

Von Indien könnte noch eine größere Signalwirkung ausgehen, hoffen die Facebook-Gegner. "Indien ist das Land mit den zweitmeisten Netznutzern weltweit", sagt die Netzaktivistin Renata Avila von der World Wide Web Foundation. "Diese Entscheidung wird in der ganzen Welt Auswirkungen haben."