Der neoliberale 77-jährige Kuczynski ist den Peruanern vielleicht gerade noch lieber als die Tochter von Ex-Machthaber Fujimori. - © reu/Pardo
Der neoliberale 77-jährige Kuczynski ist den Peruanern vielleicht gerade noch lieber als die Tochter von Ex-Machthaber Fujimori. - © reu/Pardo

Lima. Ein Duell wie Van der Bellen gegen Hofer - nur neben dem Pazifik: Peru, das drittgrößte Land Südamerikas, hat am Sonntag seinen eigenen Wahlkrimi in Sachen Präsidentenstichwahl erlebt. Und ähnlich wie zuletzt in Österreich polarisierte vor allem ein Kandidat - beziehungsweise eine Kandidatin - derart, dass die andere Option Stimmen aus allen übrigen Bevölkerungsschichten unter sich vereinigen könnte.

In Peru stellte sich die Tochter des ehemaligen Machthabers Alberto Fujimori, Keiko, zur Wahl. Ihr Gegner bei der Stichwahl am Sonntag, war der relativ farblose 77-jährige Pedro Pablo Kuczynski. Trotzdem: Bei Redaktionsschluss am Montag lag Kuczynski hauchdünn vor Keiko Fujimori und könnte somit die Anführerin der größten Partei Perus schlagen.

Für Kuczynski wäre das der krönende Abschluss einer langen Politkarriere im Hintergrund: Kuczynski hat schon in den 1960er Jahren die peruanische Regierung beraten, war mehrmals als Minister tätig, und hat in der Privatwirtschaft, unter anderem als Banker an der Wall Street, gearbeitet. Der Sohn eines jüdischen Emigranten mit deutsch-polnischen Wurzeln hatte schon 2011 bei der Präsidentschaftswahl kandidiert. Er kam damals nicht einmal in die Stichwahl. Auch diesmal sah es mit nur 21 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang düster für ihn aus, seine Gegnerin kam da schon auf 40 Prozent.

Kopf-an-Kopf-Rennen


Doch in den fast zwei Monaten, die seit dem ersten Wahldurchgang am 10. April verstrichen sind, wurde offenbar erfolgreich gegen Keiko mobilisiert. Nach Auszählung von 92,6 Prozent der Stimmen scheint Kuczynski einen hauchdünnen Vorsprung zu haben: 50,32 Prozent der Stimmen, während Keiko Fujimori 49,68 Prozent hält. (Zur Erinnerung: Alexander Van der Bellen bekam 50,3 Prozent der Stimmen, Norbert Hofer 49,7 Prozent.)

Laut der peruanischen Wahlbehörde könnte es bis Sonntag dauern, bis das endgültige Ergebnis veröffentlicht wird. Es bleibt für die Peruaner eine Zitterpartie.

Keiko Fujimori steht der Fuerza Popular, der größten Partei Perus, vor. Bei den Parlamentswahlen diesen Frühling hat ihre rechtspopulistische Partei 73 der 130 Parlamentssitze ergattert. Die Partei Peruanos Por un Kambio PKK (ein Spiel mit den Initialen von Pedro Pablo Kucynski) hält dagegen nur bei 18 Sitzen. Die größte Oppositionspartei, Frente Amplio, hat 20 Sitze. Dass Peru inzwischen nur eine Kammer hat, ist übrigens das Werk von Keiko Fujimoris Vater, der beide Parlamentskammern 1992 aufgelöst hat. Als 1995 die repräsentative Volksvertretung wieder erlaubt wurde, hatte Fujimori beschlossen, dass eine Kammer alleine völlig reicht.