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Enger zusammengeschweißt

Von Arian Faal

Politik

Moskau hat immer mehr Einfluss im Nahen Osten und verstärkt die militärische Präsenz.


Wien/Teheran. Washington zeigt sich verärgert und entrüstet, aber nicht verwundert über die jüngste Verstärkung der Achse Moskau-Teheran. Durch die Erlaubnis der Perser für Moskau, seit Dienstag den Militärstützpunkt Hamedan für Angriffe auf Syrien zu benutzen, rückt das bilaterale Verhältnis der beiden befreundeten Staaten in ein neues Licht.

Worum geht’s? Russland hat erstmals vom Iran aus in den Syrien-Krieg eingegriffen. Langstreckenbomber und Jagdflugzeuge hätten vom iranischen Stützpunkt Hamadan aus Angriffe gegen islamistische Milizen in Syrien geflogen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Damit hat die russische Luftwaffe zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Luftangriffe in Syrien im vergangenen September einen ausländischen Stützpunkt außerhalb Syriens genutzt. In russischen Medien war zudem berichtet worden, Russland habe von Iran und Irak die Erlaubnis für Überflüge von Marschflugkörpern nach Syrien erhalten. Sie sollen von Schiffen im Kaspischen Meer aus abgeschossen werden.

Russischen Angaben zufolge galten die Angriffe durch Tupolew-22M3- und Suchoi-34-Maschinen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) sowie der früher als Al-Nusra bekannten Miliz in den syrischen Provinzen Aleppo, Idlib und Deir ez-Zor. Fünf große Waffendepots seien dabei vernichtet worden sowie ein militärisches Ausbildungslager und drei Kommandozentren. Auch zahlreiche Kämpfer seien getötet worden. Alle zerstörten Einrichtungen seien genutzt worden, um die Kämpfer in Aleppo zu unterstützen, hieß es. Die USA kritisieren, dass Russland auch gemäßigte Anti-Assad-Kräfte bombardiere.

Russland und der Iran verfolgen drei Ziele mit ihrer neuerlichen Annäherung: die Ausweitung ihres regionalen Einflusses im Nahen Osten, ein gemeinsames Vorgehen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" und ein Warnsignal an die Rivalen und Feinde. Doch diesem waghalsigen und eigentlichen verfassungswidrigen iranischen Schritt, fremde Soldaten ins Land zu lassen - es sind übrigens die ersten russischen Soldaten im Iran seit 1946 - gingen monatelange Verhandlungen voraus.

Und das weiß auch Washington. Schon 2015 wurde festgelegt, dass der Iran und Russland ihre wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit grundlegend vertiefen wollen. In den vergangenen 14 Monaten gab es knapp ein Dutzend hochrangige bilaterale Gespräche zwischen Moskau und Teheran, die darauf abzielten, das zu realisieren.

Gemeinsames Ziel in Syrien

Ali Akbar Velayati, Sondergesandter des iranischen Präsidenten Hassan Rohani und außenpolitischer Chefberater des Obersten Geistlichen Führers Ayatollah Ali Khamenei, wurde mit der Sache betraut und flog zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Neben der Wirtschaft gab es auch die Absicht, militärisch enger zusammenzurücken. Ziel sei es, den Machtbestrebungen der USA in der Region Einhalt zu gebieten, sagte der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehghan mehrmals in Teheran.

So kam auch das gemeinsame Projekt Syrien ins Spiel. Beide Staaten unterstützen den Langzeitmachthaber Bashar al-Assad und sorgten mit ihrer Hilfe dafür, dass dieser nach wie vor fest im Sattel sitzt. Ein Triumvirat der Verteidigungsminister aus Damaskus, Moskau und Teheran in diesem Frühjahr arbeitete im Iran dann schließlich einen Strategieplan aus, wie man weiter vorgehen könne, um Assad effektiv zu unterstützen. Dabei kam die Idee auf, dass Russland vom Iran aus wesentlich besser Angriffe fliegen könnte. "Weniger Treibstoff, mehr Bomben", lautete die Devise.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte damals, sein Land wolle eine "langfristige und vielschichtige" militärische Kooperation mit dem Iran aufbauen.

Inneriranisch rudert man teilweise zurück und dementiert, dass man Russland einen Stützpunkt überlassen habe, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen. Fest steht aber, dass Khamenei persönlich seinen Segen für die Aktion gegeben hat und dass die Stationierung erst der Anfang einer Reihe von gemeinsamen Maßnahmen ist.