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In der Farbe des Friedens

Von WZ-Korrespondent Tobias Käufer

Politik

Kolumbien hat die Friedensverhandlungen erfolgreich abgeschlossen. Der Chef der Farc-Rebellen, genannt "Timochenko", wird damit zu einer politischen Schlüsselfigur im Land.


Bogota. Rodrigo Londoño Echeverri hat ebenso viele Namen wie Gesichter. Der Kommandant der linksgerichteten Guerilla-Organisation Farc nennt sich mal "Timochenko", dann wird er Timoleón Jiménez gerufen. Trotzdem ist der Mann mit dem markanten Bart und der dicken Brille für viele Kolumbianer lange Jahre ein Mysterium geblieben. Dahinter steckte Kalkül. "Aus den Bergen Kolumbiens" unterschrieben die Rebellen gerne ihre Stellungnahmen, mit denen sie ihren politischen Kampf gegen den kolumbianischen Staat begleiteten. Nie greifbar zu sein war Kalkül der Rebellen. Um ihre Chefs rankten sich stets Gerüchte. Sie wirkten wie Phantome. Selten stellte sich Timochenko auch vor die Kameras. Aber dann wirkte der heute 57 Jahre alte Rebellenchef wie ein Relikt aus längst vergessenen Zeiten. Seine Aufrufe zum marxistischen Kampf mit einer Wortwahl, die eher an die 1970er Jahre erinnerte, ließen die Kolumbianer kalt.

Aus der Zeit gefallen

Besonders deutlich wurde das im November 2011, als Vorgänger Alfonso Cano bei einem Militärschlag der kolumbianischen Armee getötet wurde. Gab es früher an den kolumbianischen Universitäten Aufstände, blieben die kolumbianischen Studenten diesmal teilnahmslos. Nicht ein einziger Molotowcocktail flog, spätestens da dürfte der ehemalige Medizin-Student Timochenko gemerkt haben, dass der bewaffnete Kampf für eine marxistische Revolution nicht zum Ziel führen würde. Trotz seiner Liebe zu Havanna und Moskau.

Als vor vier Jahren die Aufnahme der Friedensverhandlungen zwischen der Farc und der kolumbianischen Regierung von Präsident Juan Manuel Santos die Menschen in dem leidgeprüften Land elektrisierte, blieben Timochenko und Santos zunächst im Hintergrund. Nach zähen Verhandlungen mit einigen Krisen und Rückschlägen sind die weltweit beachteten Gespräche nun erfolgreich abgeschlossen. "Historisch. Regierung und Farc einigen sich auf Abkommen", jubelte Kolumbiens größte und wichtigste Tageszeitung "El Tiempo". Und das Nachrichtenmagazin "Semana" kommentierte: "Historisch: Mission erfüllt."

Aus Rebellengruppe wird Partei

Inzwischen ist Timochenko deutlich öfter auf den Bildschirmen zu sehen. Und er wirkt dabei nicht mehr so verbissen böse wie bei seinen ersten Auftritten. Inzwischen trägt der Rebellenchef Weiß, die Farbe des Friedens.

In Zukunft wird er noch präsenter sein, als in all den Jahren des bewaffneten Kampfes. Die Rebellen werden sich als Partei in das politische System eingliedern. Im Parlament erhalten sie zunächst Sitze, allerdings ohne Stimmrecht. Bei den nächsten Wahlen wird sich zeigen wie stark die Guerilla, die sich stets als verlängerter Arm des Volkes verstand, tatsächlich in der kolumbianischen Bevölkerung verankert ist. Schon einmal versuchte sich die Farc auf dem politischen Parkett, doch die Politiker der "Union Patriotica" wurden von rechten Paramilitärs niedergemetzelt. Diesmal soll das anders werden. Und das Phantom Timochenko werden die Kolumbianer nun endlich einmal näher kennenlernen.

Das historische Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla soll am 26. September in Cartagena unterzeichnet werden.