Peres und Rabin zögerten, dem pionierartigen Enthusiasmus der Siedler, der selbst altgedienten, in der Kibbuz-Bewegung sozialisierten Zionisten Bewunderung abrang, einen Riegel vorzuschieben. Als Premier versäumte er, wie andere aus Europa stammende Politiker, die seit der Staatsgründung das Establishment bildeten, die gesellschaftliche Diskriminierung der Juden aus Nordafrika und Nahost in Israel einzudämmen. Und wie Rabin schlug auch ihm in den 90er Jahren und nach der Unterzeichnung des Oslo-Abkommens mit Palästinenserpräsident Arafat der Hass des rechten israelischen Lagers entgegen.

Zum Landesvater aller Israelis wurde er erst ab 2007, im hohen Alter als Staatspräsident. Peres, letzter Politiker aus Israels Gründerzeit, weckte in weiten Teilen der Bevölkerung melancholische Nostalgie an eine Zeit, als das Land weniger gespalten, weniger unter internationalem Druck und stärker als Gemeinschaft wahrgenommen wurde. Er stand noch für jene Generation, die den Staat einst gründete, um als "Leuchtturm unter den Völkern" ein Vorbild für die Welt zu sein.

Israel würdigt Peres mit einem Staatsbegräbnis am Freitag. US-Präsident Barack Obama wird ebenso wie Hillary Clinton und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel an den Feierlichkeiten am Herzl-Berg in Jerusalem teilnehmen. Österreich wird von Nationalratspräsidentin Doris Bures in ihrer Funktion als Vorsitzende des Präsidentschafts-Kollegiums, Alt-Präsident Heinz Fischer und Außenminister Sebastian Kurz vertreten sein.