Die sieben Anwärter auf das Präsidentenamt achteten am Montagabend penibel darauf, einander nicht in die Quere zu kommen. Hauptprofiteur von diesem offensichtlichen Nichtangriffspakt war wohl Umfragenkaiser und Favorit Mitt Romney. Obwohl erst am Anfang des Rennens, bietet er bereits eine breite Angriffsfläche; unter anderem, weil er die bei Republikanern verhasste Gesundheitsreform Obamas so ähnlich als Gouverneur in Massachusetts eingeführt hatte.
Romney fokussiert auf Obama-Attacken
Der ebenfalls an der TV-Debatte teilnehmende Kandidat Tim Pawlenty, ehemaliger Gouverneur von Minnesota, hatte noch einen Tag vor der Sendung die von den Demokraten im Kongress durchgesetzte Gesundheitsreform "Obamneycare" (zusammengesetzt aus Obama und Romney) getauft. Ein Wort, mit dem er sowohl seinen parteiinternen Konkurrenten als auch sein - im Falle eines Sieges bei den Vorwahlen - demokratisches Gegenüber angriff. Am Montag wurde er wiederholt mit seiner Wortkreation konfrontiert, doch er weigerte sich beharrlich, näher darauf einzugehen.
In Ermangelung von Attacken versuchte Romney von Anfang der Debatte an, die Themen vorzugeben. Hauptziel seiner Angriffe werde Obama sein. In einem kurz vor dem Fernsehauftritt veröffentlichten Video kritisierte der Ex-Gouverneur den Präsidenten heftig, weil dieser die momentane Arbeitslosenrate als "Stein auf dem Weg" bezeichnet hatte. 9,1 Prozent der Amerikaner sind arbeitslos, trotzdem liegt Barack Obama in fast allen Umfragen vor seinen potenziellen republikanischen Konkurrenten.
Obamas Schwachstelle ist die Wirtschaftskrise
In diesem Licht schien Romney etwas verwegen, der behauptete: "Jeder, der hier auf der Bühne steht, wäre ein besserer Präsident als Barack Obama." Doch während Romney versuchte, sich und seine Mitbewerber groß in Szene zu setzen, hört man hier und da die hämische Bezeichnung als "sieben Zwerge".
Dennoch gilt die schlechte Wirtschaftslage als größter Schwachpunkt Obamas. Von daher waren sich die Kandidaten einig, sich auf einen Wechsel in der Wirtschaftspolitik zu konzentrieren, oder, wie es der er frühere Präsident des Abgeordnetenhauses, Newt Gingrich, formulierte: "Wir brauchen einen neuen Präsidenten, um die Obama-Depression zu beenden."
Abseits des Themas Wirtschaft fand auch das Thema Soziales Platz. Fünf der sieben Kandidaten erklärten, einen Zusatz zur Verfassung unterstützen zu wollen, der die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare verbietet. Vor allem der libertäre Ron Paul opponierte hier, meinte allerdings, dass dieses Thema den Staat grundsätzlich nichts anginge.
Bachmann-Kandidatur bringt frischen Wind
Für frischen Wind im republikanischen Vorwahlkampf sorgte Michele Bachmann, die während der TV-Debatte verkündete, ihre Kandidatur bereits eingereicht zu haben. In einigen Medien wurde das zwar als mittlere Sensation gefeiert, doch galt Bachmanns Kandidatur bereits seit längerem als so gut wie sicher. Unterstützt von der radikalen steuer- und staatsfeindlichen Tea-Party, ist sie somit das neue Flaggschiff der Protestbewegung.
Doch das könnte sich noch ändern. Derzeit sind alle Augen auf die Ikone der Tea-Party, Sarah Palin, gerichtet. Die ehemalige Gouverneurin von Alaska und Vizepräsidentschaftskandidatin bei den letzten Wahlen hält sich eine mögliche Kandidatur schon seit langem offen. Sie hätte im Falle eines Antritts den vollen Rückhalt der sogenannten "Teabaggers" und wäre wohl die uneingeschränkte Favoritin. Kein anderer der "sieben Zwerge" ist dermaßen bekannt oder hat eine ähnlich große Stammwählerschaft vorzuweisen.
Die vom Fernsehsender CNN live übertragene Diskussion fand im Saint Anselm College im US-Staat New Hampshire statt. In New Hampshire wird auch in rund acht Monaten die erste Vorwahl der Republikaner stattfinden. Die Debatte galt als inoffizieller Auftakt des Vorwahlkampfes, an dessen Ende die Konservativen einen Kandidaten nominieren, der direkt gegen Obama ins Rennen gehen wird.