Washington. (ast/schmö) Nach einem aggressiven und populistischen Wahlkampf hat der politisch unerfahrene Seiteneinsteiger Donald Trump gewonnen. Doch was sind tatsächlich seine Prioritäten für die größte Wirtschafts- und Militärmacht der Welt? Zu den ersten Schwerpunkten seiner Amtszeit zählte der Republikaner am Donnerstag die Sicherheit der Grenzen, eine Gesundheitsreform und die wirtschaftliche Lage. Auf die Frage, ob er mit dem Kongress an einem Einreiseverbot für Muslime arbeiten werde, antwortete Trump nicht. Die Forderung war Bestandteil seines Wahlkampfes gewesen. Er hatte seine Position allerdings mehrmals geändert. Auf seiner Homepage stand bis zuletzt eine Pressemitteilung aus dem vergangenen Jahr, in der er das Einreiseverbot forderte. Nach Trumps Wahlsieg verschwand sie jedoch von der Seite.
Mit dem Ende von Obamas Gesundheitsreform könnte es aber ernst werden. Trump hat versprochen, dass "Obamacare" "aufgehoben und ersetzt" werden muss. Eine Alternative hat er allerdings nicht präsentiert. Dass die Gesundheitsversorgung von Millionen US-Bürgern gekippt wird, ist sehr wahrscheinlich, denn die republikanische Partei steht dahinter und besitzt die Mehrheit im Kongress. Für den internationalen Handel dürfte es ebenfalls schwieriger werden: Trump hat sich gegen die Transpazifische Partnerschaft (TPP) im Wahlkampf ausgesprochen - ebenso wie Hillary Clinton - und fordert die Aufhebung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta), welches mit Kanada und Mexiko seit 1994 besteht.
Wer erledigt Arbeit für Trump?
Stellt sich nun die Frage, wer welche Funktion in Trumps neuer Regierung bekleiden wird. Gute Chancen haben die, die sich schon früh zu ihm bekannt haben. Dazu zählen Mitglieder von Trumps Familie, vor allem Tochter Ivanka. Auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner könnte zumindest ein Berater-Posten winken. Als Außenminister wird Newt Gingrich gehandelt, Scharfmacher und rechtskonservativer früherer Sprecher des Repräsentantenhauses. Der Polit-Veteran ist ein glühender Trump-Unterstützer. Als Nachteil gilt, dass Gingrich so wie Trump ein aufbrausendes Temperament hat. Deshalb könnte die Wahl Trumps schließlich auf Bob Corker fallen, derzeit Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Senat.
Nicht unwahrscheinlich ist, dass Sarah Palin wieder ins politische Rampenlicht tritt. Sie könnte US-Innenministerin werden. Palin hat Trump im Wahlkampf unterstützt und Interesse an einer Funktion angemeldet. Für den Posten des Verteidigungsministers kommen der pensionierte Drei-Sterne-General Michael Flynn und Senator Jeff Sessions in Frage. Flynn ist in der Vergangenheit für eine stärkere Kooperation der USA mit Russland im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) eingetreten. Er könnte auch nationaler Sicherheitsberater Karriere machen.