
Washington. (red) Während des US-Wahlkampfes erklärte Donald Trump, die Investmentbank Goldman Sachs, Synonym für schmierige Wall-Street-Geschäft, hätte alle anderen Politiker schon in der Tasche. Trumps republikanischer Parteikollege Ted Cruz, der sich von Goldman Sachs einen Kredit geben ließ, sei in der "totalen, totalen Kontrolle von Goldman Sachs. Genauso wie sie totale Kontrolle über Hillary Clinton haben", erklärte Trump immer und immer wieder. Er, Trump, müsse es wissen, denn: Er "kenne die Typen bei Goldman Sachs".
Dass Trump für sich gesprochen kein Problem mit der Nähe zu Goldman Sachs hat, versteht sich von selbst. Und nun ist es amtlich: Ein ehemaliger Goldman Sachs Manager ist zu Trumps Finanzminister aufgestiegen. Steven Mnuchin (Bild) legte am Montag vor US-Vizepräsident Mike Pence den Amtseid ab. Der Kandidat von Trump war zuvor mit 53 Stimmen bei 47 Gegenstimmen vom Senat bestätigt worden. Der umstrittene Ex-Banker gilt als einer der großen Profiteure der Immobilienkrise.
Trump lobte sein neues Kabinettsmitglied bei der Vereidigung im Weißen Haus als "Finanzlegende mit einer Rekordgeschichte an Erfolgen". Mit Mnuchin verschafft sich Trump einen kurzen Draht zur Wall Street, dabei hatte Trump die Verflechtungen von Politik und Wall Street im Wahlkampf stark kritisiert.
Als Finanzminister kümmert sich der 54-jährige Mnuchin nun vor allem um das Steuerwesen, die Bankenregulierung, die Staatsschulden und Maßnahmen gegen Korruption und Terrorismusfinanzierung.
Das Nominierungsverfahren hatte sich wegen starken Widerstands der Demokraten gegen Mnuchin verzögert. Anfang Februar kam es im zuständigen Senatsausschuss sogar zum Boykott des Verfahrens durch die Demokraten. Die Republikaner setzten Mnuchin letztlich jedoch durch, indem sie in einem beispiellosen Schritt die geltenden Ausschussregeln aufhoben, wonach mindestens ein Demokrat bei der Abstimmung hätte anwesend sein müssen.
Mnuchin gilt als Kind der Wall Street. Schon sein Vater arbeitete jahrzehntelang als Manager für Goldman Sachs.
Als wendiger und geschickter Investor wurde er zu einem der großen Profiteure der Immobilienkrise. Zusammen mit anderen Kapitalgebern kaufte Mnuchin die abgestürzte Hypothekenbank Indymac vom Staat auf - wobei der Staat den Löwenanteil der Verluste des Instituts übernahm. Fünf Jahre später wurde die in OneWest umgetaufte Bank für einen Milliardenbetrag weiterverkauft.
Mnuchins Praktiken bei der Bank waren umstritten. Er sah sich Vorwürfen ausgesetzt, Eigenheimbesitzer gezielt in die Zwangsvollstreckung getrieben zu haben, um dann Ausgleichszahlungen von der Einlagensicherungsbehörde zu kassieren.