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Sollen Kirchen Asyl bieten?

Von WZ Online

Politik
Das Kirchenasyl hat eine lange Tradition: Hier stellen sich Priester König Edward IV in den Weg, der während der mittelalterlichen Rosenkriege seine Feinde aus dem Haus Lancaster verfolgt.
© Richard Burchett (1815–1875) - Public Domain

"Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid" - oder doch nicht.


Dürfen sich Kirchen dem Staat widersetzen? Darüber wird in den USA heftig diskutiert. Das scharfe Vorgehen der Regierung von US-Präsident Donald Trump gegenüber illegalen Einwanderern hat zu heftigen Diskussionen über die Aktionen der Kirchen geführt. Es steigt die Zahl von sogenannten Zufluchtskirchen, manche Bischöfe stehen dieser Tendenz jedoch kritisch gegenüber.

Dazu gehört der katholische Bischof von Manchester im US-Staat New Hampshire, Peter Libasci: In seiner Diözese sollten die Kirchen Einwanderern ohne gültige Papiere keinen Schutz bieten, schrieb er in einem Rundbrief an die Geistlichkeit, aus dem US-Medien am Dienstag zitierten. Kirchenmitarbeiter würden sich damit der Gefahr aussetzen, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.

Hintergrund ist der Beschluss der überwiegend von Latinos besuchten Gemeinde St. Anne-St. Augustin in Manchester, ihre Kirche zu einem Schutzraum für nicht dokumentierte Migranten gegen den Zugriff der Einwanderungspolizei zu machen. Es gebe keine rechtlich anerkannte Kategorie, die so etwas wie einen Schutzraum gewähre, schrieb Bischof Libasci. Damit würden nur falsche Hoffnungen geweckt. Seine Position zu den Schutzräumen widerspreche aber nicht seinem Einsatz für Reformen bei den Einwanderungsgesetzen.

Die Geschäftsführerin der New Hampshire Allianz für Immigration und Flüchtlinge, Eva Castillo, reagierte laut der Zeitung "New Hampshire Union Leader" enttäuscht auf das Rundschreiben des Bischofs. "Es stimmt mich traurig, dass die katholische Kirche diese Position einnimmt."

Die kirchlichen Zufluchtsorte sind auch unter den Befürwortern umstritten. Mit dem Begriff Sanctuary Church werde nur ein Signal gesetzt, sagte Kevin Appleby vom Center for Migration Studies of New York. Tatsächlich seien undokumentierte Migranten dort nicht sicher vor Abschiebung. Zuweilen machten die Zufluchtsorte die Behörden erst auf die Anwesenheit der Migranten aufmerksam. Damit würden Kirchengemeinden zum Ziel der Heimatschutzbehörden, argumentierte Appleby.

Dennoch leisteten gerade katholische Kirchengemeinden Widerstand, schreibt Kathpress weiter: Im Gegensatz zur Diözese New Hampshire wird in der Erzdiözese Chicago den Einwanderungsbeamten der Zutritt aus kirchlichen Gründen verweigert. Allerdings nur so lange, wie kein Haftbefehl vorliegt. Dauerhaft verhindern können die Gemeinden den Zutritt der Behörden auch dort nicht. Kardinal Blase J. Cupich hatte in einem Brief vom Februar seine Mitarbeiter aufgefordert, höflich mitzuteilen, dass die Einwanderungspolizei nicht auf das Gelände kommen dürfe.

Wenn auch der direkte Schutz vor dem Zugriff der Behörden nicht möglich ist, kann die Kirche aus Sicht der Migrationsexpertin der US-Bischofskonferenz, Ashley Feasley, juristische, psychologische und pastorale Hilfe leisten. "Es ist wichtig für die Behörden zu wissen, dass dies ein Top-Thema für Katholiken ist."

 (Quelle: Kathpress)