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Krach am Golf

Von WZ-Korrespondentin Birgit Svensson

Politik

Katar bricht aus der Anti-Iran-Allianz aus, die Golfstaaten quittieren dies mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen.


Doha/Teheran. Fünf arabische Länder haben ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Bahrain, Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben am Montag bekanntgegeben, dass sie ihr diplomatisches Personal aus Katar zurückziehen werden. Das Emirat ist somit isoliert. Später verlautete auch die Regierung im Jemen, dass sie ihre Verbindungen zu Katar gekappt habe. Außerdem sollen katarische Soldaten aus dem laufenden Krieg im Land abgezogen werden, wo die Saudi-Araber eine Koalition gegen schiitische Huthi-Rebellen anführen. Zudem müssen Katars Diplomaten Bahrain, Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate auf deren Wunsch hin verlassen. Die Begründung für diesen Schritt: Katar finanziere und unterstütze Terror und islamistische Gruppen.

Das hat bislang kaum jemanden gestört von den Staaten, die jetzt Front gegen die Halbinsel im Golf machen. Im Gegenteil. Saudi-Arabien half fest mit, als es darum ging, zunächst Al-Kaida im Irak und dann Al Nusra in Syrien zu bewaffnen. Seite an Seite mit Katar wurden über inoffizielle Kanäle Waffen besorgt und an die Rebellen verteilt, Schmugglerrouten von Mossul nach Syrien ausgelotet, Geldtransfers organisiert. Dass dies nicht von offiziellen Regierungsstellen in Riad und Doha organisiert wurde, versteht sich von selbst. Es ist allerdings schwer vorstellbar, dass die omnipräsenten Geheimdienste beider Länder nichts davon wussten.

Während außerdem das wahabitische Saudi-Arabien über Jahre vor allem seine fundamentalistische Auslegung des sunnitischen Islam in die ganze Region exportierte, hielt sich das ebenso wahabitische Katar mit dieser "Missionierung" weitgehend zurück - bis in Ägypten die Muslimbrüder an die Macht kamen. Im islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi sah der Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, einen natürlichen Verbündeten. Mit vier Milliarden Dollar unterstützte er die neuen Machthaber in Kairo und beriet sie in Fragen des politischen Islam. Riad reagierte verärgert, da es seinen Einfluss auf das bevölkerungsreichste arabische Land schwinden sah.

Im März 2014 riefen Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain ihre Botschafter aus Katar zurück. Dass Ägypten nun zusammen mit den anderen Golfstaaten ins gleiche Horn bläst, ist daher nicht verwunderlich.

Terror nicht wirklicher Grund

Für den nach einem Putsch an die Macht gekommene Abdul Fatah al-Sisi gelten die Muslimbrüder allesamt als Terroristen, deren Unterstützer und Sympathisanten ebenfalls. Rache übt der ägyptische Staatschef etwa schon lange an Journalisten des katarischen Nachrichtensenders "Al Jazeera", steckte sie ins Gefängnis und ließ den Sender verbieten.

Seine erste Auslandsreise nach seiner Amtseinführung im Juni 2014 führte den ehemaligen Generalfeldmarschall nach Riad. Doch die Eskalation jetzt hat weder mit den Muslimbrüdern in Ägypten noch mit deren Ableger Hamas im Gazastreifen zu tun, die Katar ebenfalls unterstützt, noch mit dem Handelsbüro Israels, das bereits 1996 gegen den Widerstand aller Israel feindlich gesinnten arabischen Staaten, allen voran Saudi-Arabien, in Doha eröffnete. Der neuerliche Krach am Golf hat einen einzigen Grund: den Iran.

Die Zeitungen in Teheran schreiben seit Tagen über die Annäherung Katars an den Iran, die frenetisch gefeiert wird. Es sei ein starker Wille Dohas, US-Präsident Donald Trump herauszufordern, so die Tageszeitung "Tehran Times". Al-Thani hatte Hassan Rohani zudem zu dessen Wahlsieg bei den Präsidentschaftswahlen gratuliert. In dem Telefonat zwischen den beiden Mitte Mai appellierte der Iraner: "Die Länder in der Region brauchen mehr Kooperation und Konsultation um die Krisen zu bewältigen. Wir glauben, dass unsere beiden Länder existierende Barrieren beseitigen und freundschaftliche Bande knüpfen können, wenn nur der Wille dazu vorhanden ist." Emir al-Thani nannte den Iran eine "Großmacht der Region" und kritisierte Trump für seine feindliche Haltung gegenüber dem Iran.

Siehe dazu auch: Saudi Arabien schließt Al-Jazeera-Büro