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Warten auf Vermittler

Von Thomas Seifert

Politik

Im Streit zwischen Katar und seinen Widersachern ruhen nun alle Hoffnungen auf dem Emir von Kuwait.


Doha/Riad/Wien. Um sich das derzeitige Chaos im Nahen Osten und der Golfregion vor Augen zu führen, lohnt ein Blick auf Flugrouten-Seiten wie www.flightradar24.com. Dort findet man die Flugrouten von Verkehrsmaschinen in Echtzeit. Um Syrien und den Irak machen die Maschinen der Airlines einen großen Bogen, spätestens seit dem Abschuss der Malaysia-Airlines-Flug MH17 fliegen Verkehrsmaschinen nicht mehr über aktive Konfliktzonen. Seit dem 5. Juni hat sich die Flugroutenkarte noch ein Stückchen weiter verändert. An diesem Tag haben Länder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten eine Blockade über das Emirat Katar verhängt. So ist beispielsweise Qatar Airways Flug QR 1149 von Muskat im Oman nach Doha seither gezwungen, einen Umweg über iranisches Territorium zu fliegen, um den Luftraum der Vereinigten Arabischen Emirate zu vermeiden.

Doch worum geht es bei dem Disput zwischen dem kleinen Emirat Katar und seinen arabischen Nachbarn? Katar betreibt eine eigenständische und aktionistische Außenpolitik, die Saudi-Arabien, den Emiraten, Bahrain und Ägypten ein Dorn im Auge ist. Diese vier Länder werfen Katar vor, Terroristen und Extremisten zu unterstützen. Katar solle dies ab sofort unterlassen, hieß es in dem zuletzt veröffentlichten Ultimatum an Doha. Zudem solle Katar den Fernsehsender Al-Jazeera schließen und die Zusammenarbeit mit dem Erzrivalen der golfarabischen Staaten, dem Iran, einstellen und den türkischen Militärstützpunkt im Lande schließen. Katar lehnt diese Forderungen aber allesamt ab und hat gerade erst weitere türkische Soldaten ins Land gelassen.

Katar ist vor allem den saudischen Herrschern ein Dorn im Auge: Der Fernsehsender Al Jazeera hat zuletzt im Arabischen Frühling eine Rolle gespielt, Doha hat sich im Machtkampf in Ägypten zwischen den aus dem Kreis der Muslimbrüder stammenden Präsidenten Mohammed Mursi und der Armee hinter Mursi gestellt und sich dadurch den Zorn des saudischen Königshauses zugezogen. Katar gehört wie der Iran zu den Unterstützern der palästinensischen Extremistenorganisation Hamas und stand auch beim Konflikt in Bahrain im Jahr 2011 zwischen der von Teheran unterstützten schiitischen Bevölkerungsmehrheit und dem sunnitischen König Hamad bin Isa bin Salman Al Khalifa aufseiten der protestierenden Massen.

Unklare US-Position

In Katar befindet sich die größte und bedeutsamste US-Basis in der Region, die Al Udeid Air Base. Katar hat stets gehofft, dass eine massive US-Präsenz genügend Rückendeckung für das Emirat bietet. Doch auf die Unterstützung der USA kann sich Doha nicht mehr länger verlassen, aus Washington kommen widersprüchliche Signale.

Während US-Präsident Donald Trump sich eindeutig auf die Seite Saudi-Arabiens gestellt hat, lässt US-Außenminister Rex Tillerson Verständnis für Dohas Position durchblicken: Es werde für Katar nicht einfach sein, die insgesamt 13 Forderungen der Saudis und der drei weiteren Länder zu erfüllen. Offenbar hatte Trump schon bei seinem Besuch am 20. Mai in Riad grünes Licht für eine härtere Gangart gegenüber Katar gegeben.

Verteidigungsminister James Mattis versicherte der Führung in Doha, dass die USA das Emirat weiter unterstützen werden, schließlich ist die Luftwaffenbasis Al Udeid für die US-Luftoperationen im Irak, im Jemen, Syrien und Afghanistan unverzichtbar. Sechs Tage nachdem Trump in den Chor der Katar-Kritiker Kritik aus Riad eingestimmt ist, hat Verteidigungsminister Mattis einen 12-Milliarden-Dollar-Rüstungsdeal mit den Kataris unterzeichnet.

Derzeit sieht es so aus, als würde der Druck Saudi-Arabiens und seiner Verbündeten dazu führen, dass sich Katar noch enger dem Iran annähert. Am Wochenende hatte der iranische Präsident Hassan Rouhani Katar seine Unterstützung zugesichert. Eine Belagerung Katars sei inakzeptabel, so Rouhani. Der Luftraum sowie die Land- und Seewege des Iran seien für das befreundete Katar immer offen, versicherte der iranische Präsident.

Erdogan stellt sich hinter Emir

Aber auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich am Sonntag eindeutig hinter den Emir von Katar gestellt und das Ultimatum als "illegale Einmischung in die Angelegenheiten Katars" bezeichnet.

Die Hoffnungen auf Vermittlung ruhen nun auf dem kuwaitischen Emir Scheich Sabah al-Ahmad al-Dschabir as-Sabah - die USA scheiden aufgrund der widersprüchlichen Positionen von Weißem Haus, State Department und Pentagon als Mediator aus.