Bogotá. (wak) Die Waffen gehen, das Akronym bleibt. Was früher die das "A" in revolutionärer "bewaffneter" Kraft war, steht nun für revolutionäre "alternative" Kraft. Das "C" war einst für Kolumbien. Ab jetzt steht es für "Gemeinschaft". Also ist es die "Fuerza Alternativa Revolucionaria del Comun", statt der kämpferischen "Fuerza Armada Revolucionaria de Columbia". Die Marke ist dieselbe: Farc.

Diese Woche ist der Gründungskongress der ehemaligen kolumbianischen Rebellenorganisation Farc zu Ende gegangen.

"Wir wollten nicht mit unserer Vergangenheit brechen", erklärt der Chefunterhändler der Farc, Luciano Marin alias "Ivan Marquez" über die Beibehaltung des Namens, weshalb sich neutralere Vorschläge wie "Neue Partei" oder "Neues Kolumbien" als Namen nicht durchgesetzt haben: "Wir waren eine revolutionäre Bewegung und werden es bleiben."

Aber eben anders. Seit Mitte der 1960er Jahre kämpften die Farc in Kolumbien gegen die staatlichen Sicherheitskräfte und rechte Paramilitärs. Über 220.000 Menschen kamen in dem blutigen Konflikt ums Leben. Nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrags mit der Regierung im vergangenen Jahr legten sie ihre Waffen nieder. Nun wollen die Guerilleros ins zivile Leben zurückkehren und politisch für ihre Ziele wie eine gerechtere Landverteilung eintreten.

Dass sie das auf einem demokratischen Weg machen können, ist im Friedensvertrag garantiert. In den kommenden zwei Legislaturperioden sind den ehemaligen Rebellen jeweils fünf Sitze im Senat und in der Abgeordnetenkammer garantiert. Eine Mini-Fraktion, zählt doch der Senat 102 Abgeordnete und das Repräsentantenhaus 166. Aber immerhin: Mehr als die Vertreter der indigenen Völker und der Afrokolumbianer, die nur insgesamt zwei Vertreter in den beiden Kammern haben. Dafür aber ständig.

Die Farc muss dagegen ab 2026 ihre Sitze regulär bei den Wahlen erringen. Fraglich ist, ob die Kolumbianer die Gräueltaten den Guerilla vergessen und sie als politische Kraft akzeptieren werden.

Dass terroristische Bewegungen wieder in den demokratischen Dialog, sprich in Volksvertretungen aufgenommen werden, ist ein Weg, wie bewaffnete Konflikte gelöst werden können.

In Irland ist mit der Sinn Féin zwar zuerst die Partei vor der Terrororganisation IRA (Irish Republican Army) geboren worden. Doch die Partei stand wegen ihres Naheverhältnisses zur IRA lange im politischen Abseits. Erst als sie wieder an den Verhandlungstisch zurückgeholt wurde, erklärte sich die IRA zu einem Waffenstillstand bereit.

Die Sinn Féin wurde übrigens nicht müde zu betonen, mit der IRA einzig das Ziel - die Beendigung der Teilung Irlands - gemeinsam zu haben, aber weder Mittel noch Personen teilen. Also keiner der Politiker sei in die IRA verwickelt gewesen. Etwas, was von außen immer angezweifelt wurde.

Die Persönlichkeiten der alten Farc bleiben bei der neuen Farc

Die Mitglieder der baskischen Terrororganisation ETA und ihr politischer Arm, die verbotene Batasuna, nach dem von ETA verkündeten Waffenstillstand fast in der Bedeutungslosigkeit versunken, haben sich schließlich breit aufgestellt. Personen aus dem Umkreis von ETA und Batasuna schlossen sich mit weiteren separatistischen Bewegungen sowie sozialistischen Formationen zusammen und kommen bei den Regionalwahlen im Baskenland mit EH Bildu auf den zweiten Platz (mit 21 Prozent der Stimmen).

Die Farc macht es nun umgekehrt. Geboren als marxistisch-lenistische Kampftruppe im Zuge des Kalten Krieges, macht sie jetzt auf Partei. Dass die Farc-Kommandanten von damals die Führer von heute sind, daraus wird kein Hehl gemacht. Aber was kann das Ziel einer Partei sein, deren ursprüngliche Motivation der Kampf gegen Großgrundbesitzer im Besonderen und Imperialismus im Generellen war? Etwas vage heißt es dazu von Farc-Anführer Rodrigo Londono: "Das Ziel unserer Partei wird sein, jenen eine Stimme zu geben, die nicht gehört werden, jenen, die in der traditionellen Politik nur auf taube Ohren stoßen."