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Friede in Kolumbien soll Koka-Anbau beenden

Von Konstanze Walther

Politik
Ein Koka-Bauer bereitet die Blätter im Labor zur Weiterverarbeitung vor.

In Wien wurde zwischen UN und Bogotá ein Abkommen für alternative Bewirtschaftung in den durch Krieg verarmten Regionen geschlossen.


Bogotá/Wien. Im November 2016 unterzeichnete die kolumbianische Regierung den historischen Friedensvertrag mit der Farc. Die linksgerichtete Guerilla-Truppe war seit über 50 Jahren im südamerikanischen Land aktiv und verantwortlich für zahlreiche Entführungen sowie einen florierenden Drogenschmuggel, um ihre Aktivitäten zu finanzieren.

Opfer des Konfliktes waren nicht nur jene, die direkt in die bewaffneten Kämpfe hineingezogen worden sind, sondern auch Bauern, die systematisch zum Koka-Anbau "überredet" wurden. Und in deren von der Farc kontrollierten Gebieten sich keine Staatsbediensteten mehr hineintrauten. Die Entwicklung in Sachen Infrastruktur - wie Straßen, Schulen, Wasserversorgung - machte also vor diesen abgeschotteten Regionen Halt, folglich verarmten diese Regionen ein Stück mehr.

Das Friedensabkommen musste einen schwierigen Spagat schaffen. Nicht nur sollte es zum Vergeben animieren und den Guerilla-Kämpfern neue Optionen für ihren Lebensunterhalt aufzeigen - dazu gehört auch die Mitbestimmung auf einer politischen Ebene; einige der ehemaligen Anführer sitzen nun auf Quoten-Plätzen im kolumbianischen Parlament. Aber das Friedensabkommen musste auch jenen eine Alternative bieten, die am untersten Glied der Nahrungskette standen: Den Koka-Bauern.

Sisyphos-Arbeit

Fern von Kolumbien, in Wien, wurde diesen Freitag ein Abkommen unterzeichnet, das einen Teil dieses Problems lösen soll. Denn im Rahmen der Friedensverhandlungen wurde vereinbart, dass die in Wien ansässige UN-Behörde für Drogen und Kriminalitätsbekämpfung (UNODC) den lokalen Behörden hilft, jeden einzelnen Koka-Bauern freiwillig zu einer alternativen Landbestellung zu bewegen. Diese Bereitstellung von Personal und Sachgütern wird mit Kosten von 315 Millionen Dollar beziffert, ist auf vier Jahre angelegt, und gilt als eines der größten Projekte, die UNODC jemals unterschrieben hat.

Daneben greift auch die kolumbianische Regierung tief in die Tasche. Jeder Bauer, der sich dafür entscheidet, seine Koka-Felder zu vernichten, erhält für ein Jahr 300 Dollar pro vernichtetem Hektar von Kolumbien. "Das ist in etwa der Betrag, den die Koka-Bauern für den Verkauf von Koka erhalten", erklärt der kolumbianische Hochkommissar Rafael Pardo Rueda in Wien. Zusätzlich würden Koka-Familien mit bis zu 6000 Dollar gefördert werden, wenn sie ihre Landwirtschaft auf neue, nachhaltige Beine stellen.

Die Eindämmung des Koka-Anbaus war bisher immer eine Sisyphos-Arbeit. Auf jeden Erfolg kam der Misserfolg. 2016 ist der Koka-Anbau sprunghaft von 96.000 Hektar im Jahr 2015 auf 146.000 Hektar angewachsen. Für dieses Jahr hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, 100.000 Hektar zu tilgen. 50.000 sollen von Militär und Polizei vernichtet werden und 50.000 sollen einer neuen Bewirtschaftung zugeführt werden.