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Immer wieder: Donald

Von WZ-Korrespondent Klaus Stimeder

Politik

Der US-Präsident und die Medien: ein ambivalentes Verhältnis zu beiderseitigem Nutzen.


NewYork/Washington. Prophetischer geht’s kaum. Als der Name Donald Trump das erste Mal auf den Seiten der "New York Times" erschien - und das gleich auf der Titelseite -, schrieb man den Herbst 1973. Am 16. Oktober dieses Jahres wusste die Zeitung unter dem Titel "Einer der größten Vermieter der Stadt wegen Diskriminierung gegen Schwarze angeklagt" Folgendes zu berichten: Der 27-jährige Sohn des Vorstadt-Immobilienmagnaten Fred C. Trump musste sich wegen fragwürdiger Geschäftspraktiken vor einem Bundesgericht verantworten.

Der Vorwurf lautete auf Verletzung des Fair Housing Act von 1968. Das Gesetz war gedacht, um genau jene Geschäftspraktiken zu unterbinden, die die Trumps in den ihnen damals gehörenden Häusern in Brooklyn, Queens und Staten Island praktizierten: Wenn sich bei ihnen schwarze Mitbürger um Wohnungen bewarben, wurden sie unter fadenscheinigen Argumenten abgewimmelt - oder es wurde ihnen fälschlicherweise gesagt, dass diese bereits vermietet seien. Unzweideutige Botschaft: Afroamerikaner hatten in der Trump-Welt nichts verloren.

Nachdem das Justizministerium deswegen Anklage erhob, wandte Trump junior erstmals ein Muster an, das heute zu seinem Markenzeichen geworden ist. Trotz eindeutiger, gegenteilig lautender Beweise, behauptete er gegenüber der "Times": "Die Vorwürfe sind lächerlich. Wir haben nie jemanden diskriminiert."

Nach einem Jahr als Präsident hat sich die Mehrheit der Amerikaner laut Umfragen damit abgefunden, dass der mittlerweile 71-Jährige mit der Wahrheit auf permanentem Kriegsfuß steht. Dementsprechend hadert die Mehrheit der US-Medien bis heute mit dem richtigen Umgang mit dem Phänomen Trump. Dabei tut der im Grunde nichts anderes als das, was er zeit seines Lebens gemacht hat: darauf schauen, dass möglichst viele Menschen möglichst viel über ihn reden.

Selbst die unbestritten große Rolle, die Fox News auf sein Denken hat, ist in diesem Zusammenhang zu sehen: Der rechtsradikale Propagandasender, mittlerweile zu so etwas wie dem offiziellen US-Staatsfernsehen geworden, spiegelt lediglich seine niedersten Instinkte; aber Trump selbst dient er am Ende nur als Kommunikationsinstrument.

Wie langjährige Trump-Kenner wie Ex-"Vanity-Fair"-Chefredakteur Graydon Carter schon im Wahlkampf gebetsmühlenartig betonten, gibt es für Trump nur eins, das ihn wirklich wahnsinnig machen würde: wenn sich niemand für ihn interessierte. Diese Angst hatte schon in den Achtzigern und Neunzigern zu bizarren Auswüchsen geführt. Damals rief Trump immer, wenn er seinen Namen zu lange nicht in der Zeitung stehen sah, Journalisten an, gab sich als "John Miller" oder "John Barron" aus - und erzählte diesen dann, was für ein großartiger Typ dieser Trump nicht sei und warum sie nicht mehr über ihn schrieben.

So ist es auch zu erklären, warum Trump einerseits regelmäßig die "Failing New York Times" beschimpft, sich deren Reportern aber nicht weniger regelmäßig als Interviewpartner zur Verfügung stellt. Mit dem Nebeneffekt, dass Journalisten wie die "Times"-Reporterin Maggie Haberman, die Trump seit ihrer Lehrlingszeit bei der "New York Daily News" kennt - wo er mit seinen Scheidungen und Eskapaden zur Stammbelegschaft der Klatschspalte zählte -, mittlerweile selbst Berühmtheiten geworden sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Trump im Umgang mit Medien in genau jenen Epochen stecken geblieben zu sein scheint, in denen er seine Karriere-Transformation vom Pleitier zum Reality-TV-Star hinlegte. Bis heute zieht er die gedruckten Versionen von Zeitungen deren Online-Ausgaben vor. Die Links zu den Stories, die er über Twitter verbreitet, stammen allesamt von Mitarbeitern.

Was den Vorteil hat, dass sich Trump - auch ein jahrzehntelang bewährtes Muster - immer auf diese ausreden kann, wenn es wirklich einmal brenzlig wird. Die Diskriminierungsanklage in den 1970ern endete für Trump mit einem angekratzten Image, aber ohne Strafe. Im Rahmen eines Vergleichsverfahrens musste er sich unter anderem für zwei Jahre dazu verpflichten, dass eine NGO, die sich für afroamerikanische Mieter einsetzt, jede Woche geeignete Kandidaten für Wohnungen vorschlagen darf.