Amman/Damaskus. Bei einem Raketeneinschlag auf einen Markt in einem östlichen Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus sind staatlichen Medien zufolge mindestens 35 Menschen getötet worden. Der Vorort liegt nahe der noch von Rebellen gehaltenen Gebiete von Ost-Ghuta, die die syrische Armee mit russischer Luftunterstützung einzunehmen versucht.

40 Menschen seien zudem verletzt worden, sagte der Direktor eines örtlichen Krankenhauses. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, "Terroristen" hätten die Rakete auf das Viertel Kashkoul abgefeuert. Die Armee hat den Rebellen wiederholt vorgeworfen, Zivilisten in der Hauptstadt unter Beschuss zu nehmen. Die Aufständischen bestreiten dies. Bei dem Angriff am Dienstag handelt es sich um einen der schwersten auf Damaskus, das von den Kräften von Präsident Bashar al-Assad kontrolliert wird. Die Hauptstadt gilt eigentlich als relativ gut gesichert.

Schwere Angriffe

Die Region, die vor allem von Islamisten kontrolliert wird, erlebt seit rund einem Monat die schwerste Angriffswelle seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs. Dabei wurden Menschenrechtlern zufolge fast 1.500 Zivilisten getötet. Mittlerweile haben Regierungstruppen den größten Teil von Ost-Ghuta eingenommen.

In der von Rebellen noch gehaltenen Stadt Douma (Duma) in Ost-Ghuta starben nach Angaben von Rettungskräften bei dutzenden Angriffen syrischer und russischer Kampfflugzeuge über 56 Menschen binnen 24 Stunden. Die Flugzeuge hätten Napalm und Brandbomben auf weit von der Front entfernte zivile Ziele abgeworfen, um offenbar Zivilisten in die Flucht zu treiben, berichteten Retter und Bewohner.

In Douma, der größten Stadt Ost-Ghutas, haben zehntausende Familien aus umkämpften Gebieten und inzwischen von der syrischen Armee eroberten Städten der Enklave Schutz gesucht. Die Lage sei katastrophal, sagte der Chef des Bürgerrats von Douma, Iyad Abdel Aziz. Nahrungsmittel würden knapp, nachdem am Sonntag bei einem Luftangriff Lagerhäuser zerstört worden seien, in denen die letzte UNO-Hilfslieferung eingelagert war.

Dem Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge flohen in den vergangenen Tagen 45.000 Menschen aus Ost-Ghuta. "In den Auffanglagern kommen tausende Familien völlig erschöpft, hungrig, durstig und krank und praktisch ohne Hab und Gut an", sagte UNHCR-Sprecher Andrej Mahecic. "Jeden Tag werden es mehr." Die Auffanglager seien völlig überfüllt, vor den Toiletten seien stundenlange Wartezeiten nötig.