
Damaskus. (red/ag.) Der Exodus syrischer Rebellen aus Ost-Ghuta hält an. In der Nacht auf Dienstag haben tausende oppositionelle Kämpfer und deren Angehörige die Region bei Damaskus verlassen. Nur noch eine einzige Rebellengruppe, Jaish al-Islam, will nicht aufgeben und weiterkämpfen. Die Islamisten halten das Gebiet um die Stadt Douma, die von der syrischen und russischen Luftwaffe weitgehend zerstört wurde. Eine weitere Offensive der syrischen Armee steht im Raum.
Es waren zuletzt mehr als 6700 Kämpfer und deren Angehörige, die in einem langen Konvoi abzogen. Hundert Busse verließen die Enklave, darunter ein Viertel Kämpfer der Islamistengruppe Fajlak al-Rahman. Es war der größte Konvoi seit Beginn der Evakuierungsaktion vor einer Woche.
Die Rebellen müssen vor der Abreise ihre schweren Waffen abgeben. Erst nach strengen Gepäckskontrollen werden sie in die Busse gelassen, was zu mehrstündigen Wartezeiten führt. Nach einer zwölfstündigen Fahrt treffen sie in Idlib ein - einer der letzten Zufluchtsorte für die Rebellen.
Russland verhandelt
Nach der Gruppe Ahrar al-Sham hatte am Freitag auch Fajlak al-Rahman zugesagt, ihre Kämpfer abzuziehen. Am Samstag verließ ein erster Konvoi mit knapp tausend Kämpfern und Zivilisten die Orte Arbin, Zamalka und Jobar. Am Sonntag folgten dann weitere mehr als 5400 Menschen. Insgesamt sind mehr als 17.000 Kämpfer mit ihren Angehörigen in Richtung Idlib abgezogen. Dort und ganz im Süden Syriens, in Daraa, befinden sich die letzten Stellungen der Rebellen. Dort wird vermutlich das blutige Finale des Krieges stattfinden.
In Ost-Ghuta ist nur noch Douma nicht unter der Kontrolle der syrischen Armee. Es dürfte sich aber nur noch um Tage handeln, bis auch diese Stadt fällt.
Die syrische Armee hatte Mitte Februar mit Unterstützung der russischen Luftwaffe eine groß angelegte Offensive auf Ost-Ghuta gestartet. Das Gebiet bei Damaskus ist seit 2012 von zumeist islamistischen Rebellen kontrolliert. Seit Tagen verhandelt Russland mit der Rebellengruppe Jaish al-Islam über die Übergabe der Stadt. Beide Seiten hätten sich eine Frist bis Mittwoch gesetzt, um eine vorläufige Vereinbarung zu diskutieren, berichtete die syrische Staatszeitung "Al-Watan". Sollten die Rebellen die Stadt nicht freiwillig aufgeben, will die syrische Armee wieder die Waffen sprechen lassen.
Die Russen hätten Jaish al-Islam die Wahl zwischen Kapitulation und Abzug gegeben, hieß es aus informierten Kreisen. Zuvor war berichtet worden, dass über eine Entwaffnung der Rebellen und die Übergabe von Douma an die russische Militärpolizei verhandelt werde, nicht aber an die syrische Armee. In diesem Szenario hätten die Kämpfer in der Stadt bleiben können.
In Trümmern
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle gibt es innerhalb von Jaish al-Islam Streit, da der radikale Flügel weiter kämpfen will. Allerdings sind nach einer fast fünfjährigen Belagerung Lebensmittel, Brennstoff und Medikamente knapp. Nach dem wochenlangen Bombardement durch die Regierungstruppen liegen zudem große Teile des Gebiets in Trümmern.