Genf/Damaskus/Moskau. Die UNO-Mitarbeiter in Syrien können Berichte über einen mutmaßlichen Einsatz chemischer Waffen in der Rebellenregion um Duma nicht verifizieren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden in den vergangenen Tagen in der Region zwar Menschen mit Atembeschwerden behandelt, die Ursachen seien aber noch nicht geklärt, sagte WHO-Sprecherin Fadela Chaib.

Ob die gesundheitlichen Probleme durch chemische Waffen ausgelöst wurden, könnten die Mitarbeiter vor Ort nicht beurteilen. Auch Mitarbeiter des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) und das UNO-Nothilfebüro (OCHA) haben keine eigenen Erkenntnisse zu einem möglichen Giftgaseinsatz. Die UNO-Mitarbeiter seien selbst nicht in der betroffenen Region, betonte der OCHA-Sprecher Jens Laerke. Das Gebiet Ost-Ghuta sei nach wie vor belagert, UNO-Mitarbeiter hätten außer bei den selten erlaubten Konvois mit Hilfslieferungen keinen Zugang.

Fassbombe mit Chemikalien abgeworfen?

Nach Angaben von Hilfsorganisationen war in der Nacht zu Sonntag eine Fassbombe mit Chemikalien über der Stadt Duma abgeworfen worden. Dutzende Menschen sollen dabei umgekommen sein. Syrien bestreitet das.

Das UNHCR ist wegen der Lage in und um Duma alarmiert. In der umkämpften Stadt seien weiter Zehntausende Menschen eingeschlossen. Zudem seien die umliegendenden Auffanglager für mehr als 133.000 Menschen, die in den vergangenen vier Wochen geflüchtet seien, überfüllt, sagte UNHCR-Sprecher Andrej Mahecic. Auch in der Region Afrin seien 137.000 Menschen vor Gefechten und Gewalt geflüchtet und müssten betreut werden. Viele lebten in verlassenen Häusern, Schulen, Moscheen und Zeltstädten.

3600 Rebellen und Angehörige aus Duma in Ost-Ghuta abgezogen

Der Abzug der Rebellen aus dem letzten von ihnen kontrollierten Gebiet in der umkämpften syrischen Region Ost-Ghuta geht weiter. Innerhalb von 24 Stunden hätten mehr als 3600 Kämpfer und Familienangehörige die Stadt Duma verlassen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, am Dienstagmorgen seien mehr als 65 Busse im Norden Syriens eingetroffen. Die Kämpfer der islamistischen Miliz Jaish al-Islam und ihre Angehörigen sollen dort in der von protürkischen Rebellen kontrollierten Stadt Jarablus Unterschlupf finden.

Abzug nach mutmaßlichem Giftgasangriff

Die Evakuierung Dumas war unter Beteiligung Russlands ausgehandelt worden. Moskaus ist im Bürgerkrieg ein enger Verbündeter der syrischen Regierung. Der Abzug aus Duma hatte am Sonntagabend einen Tag nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Armee auf die Stadt begonnen. Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter hatte die Miliz Jaish al-Islam zwischen 8000 und 9000 Kämpfer in Duma.