Beirut/Damaskus/Washington. Nach dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff in Ost-Ghuta bereitet sich die syrische Regierung auf einen Vergeltungsschlag der USA und Frankreichs vor. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und US-Präsident Donald Trump drohten nach einem Telefonat am Dienstag mit einer "starken Reaktion" der Weltgemeinschaft.
Nach Angaben von Aktivisten wurden die syrischen Regierungstruppen in Erwartung eines Angriffs in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Trump hatte am Montagabend gesagt, er wolle binnen Stunden über seine Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff entscheiden, bei dem am Samstag in der letzten Bastion der Rebellen in Ost-Ghuta laut Hilfsorganisationen 48 Menschen getötet worden waren. Eine Entscheidung werde noch in der Nacht zum Dienstag "oder kurz danach" getroffen.
Einheiten in Alarmbereitschaft
Die syrische Armeeführung versetzte alle Einheiten für die Dauer von 72 Stunden in Alarmbereitschaft, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Die Armee verstärke ihre Stellungen, Einheiten würden sich auf die rasche Verlegung von Truppen vorbereiten, erklärte die oppositionsnahe Organisation, die über ein großes Netz von Informanten verfügt.
Den Regierungstruppen wird seit Jahren immer wieder der Einsatz von Chemiewaffen vorgeworfen. Die Regierung von Bashar al-Assad weist derartige Vorwürfe jedoch zurück und ihr UN-Botschafter Bashar al-Jaafari beschuldigte am Montag die westlichen Mächte, derartige Angriffe selbst zu inszenieren, um einen Vorwand für ein Eingreifen gegen die syrische Regierung zu haben.
Keine Hinweise auf Giftgas
Auch Assads Verbündeter Russland erklärte, Experten hätten keinen Hinweis auf den Einsatz von Chemiewaffen in Ost-Ghuta gefunden. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia warnte am Montag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, eine militärische Intervention wäre "sehr, sehr gefährlich".
UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte am Dienstag, dass die Inspekteure der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ungehinderten Zugang zu dem mutmaßlichen Angriffsort erhalten müssten. Die OPCW hat eine Untersuchung zu dem Vorfall in Duma eingeleitet, bisher aber nur "vorläufige Analysen" durchführen können.