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Krieg und Frieden in Korea

Von Thomas Seifert

Politik

Eine kurze Geschichte der konfliktbeladenen Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Westen.


Panmunjom/Wien. "Das Verteidigungsministerium hat mich darüber informiert, dass zwischen vier und fünf Uhr früh nordkoreanische kommunistische Kräfte grundlose und widerrechtliche Attacken gegen unsere Verteidigungspositionen gestartet haben." So lautete das Kommuniqué des südkoreanischen Außenministers Ben C. Limb vom 25. Juni 1950, in dem er die Welt vom Ausbruch des Koreakrieges informierte.

Der Angriff traf die Südkoreaner damals völlig unvorbereitet, in der "New York Times" erschien am 26. Juni ein Artikel unter dem Titel "Streit in der Hauptstadt", der Kritik an den Geheimdiensten übte: Diese wären vom Vorgehen der Nordkoreaner überrascht worden.

Doch die internationale Gemeinschaft reagierte prompt: Der UN-Weltsicherheitsrat verabschiedete eine Resolution, wonach eine UN-Streitmacht aufseiten Südkoreas intervenieren sollte. Die Sowjetunion legte nicht einmal ein Veto gegen diesen Beschluss ein - die UdSSR boykottierte damals den Sicherheitsrat. Und für China saß damals noch Chiang Kai-sheks Leute aus Taiwan in New York.

Wiener Zeitung vom 28.Juli 1953

Anfangs lief es militärisch für Kim Il Sungs Truppen ganz gut, die Nordkoreaner hatten bis Anfang August neunzig Prozent des Südens erobert. Doch als die USA am 15. September 1950 in Incheon, unmittelbar südlich des 38. Breitengrads, unter der Führung von US-General Douglas MacArthur eine große Streitmacht anlandeten ("Operation Chromite") und einen großen Teil der nordkoreanischen Armee im Süden abschnitten, stand Nordkoreas Machthaber Kim Il Sung plötzlich unter erheblichem militärischen Druck.

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Er kabelte am 29. September einen Notruf an den sowjetischen Diktator Josef Stalin, in dem er um Hilfe bat - Stalin reichte jedoch den Ball an den Vorsitzenden der Zentralen Volksregierung von China, Mao Zedong weiter und forderte ihn auf, dass China nun intervenieren müsse. Was Chinas Armee am 25. Oktober auch tat. Nun gerieten die UN-Truppen unter der Führung der Amerikaner wieder schnell in die Defensive, und der Krieg fraß sich in einem Patt zwischen beiden Seiten fest.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Dwight D. Eisenhower hatte in seinem Wahlkampf 1952 versprochen, er würde "nach Korea gehen", und ließ gleich nach seinem Amtsantritt Peking und Moskau wissen, dass er bereit war, den Krieg auszuweiten.

Als Stalin im März 1953 starb, verkomplizierte sich die Lage für Mao und Kim Il Sung. Stalin-Nachfolger Nikita Chruschtschow hielt wenig von der bisherigen Konfrontationspolitik der UdSSR. Und als im Mai US-Außenminister John Foster Dulles indirekt mit einem Nuklearkrieg in Korea drohte, wurde China und Nordkorea klar, dass es an der Zeit war, den Konflikt zu beenden.

<11></11>Am 27. Juli 1953 unterzeichneten die Vertreter der Vereinten Nationen, Chinas und Nordkoreas im neutralen Dorf Panmunjom den Waffenstillstand. Die "Wiener Zeitung" berichtete damals: "Gestern um 2 Uhr 01 MEZ wurde in der Friedenspagode in Panmunjom der koreanische Waffenstillstand unterzeichnet." Es wurde eine demilitarisierte Zone eingerichtet, die Armeen von Nord und Süd standen somit wieder dort, wo sie zum Zeitpunkt der Invasion 1950 gestanden waren.

Hoher Blutzoll für Korea

Die Frontlinie war in den drei Kriegsjahren mehrfach über die koreanische Halbinsel gezogen, 1,5 Millionen Süd- und 2,5 Millionen Nordkoreaner, ein Viertel der Bevölkerung, hatten ihr Leben verloren, genauso wie eine Million chinesischer Soldaten, 33.629 Amerikaner und 3194 Soldaten aus anderen Nationen.

Jahrzehntelang waren die Fronten festgefahren, erst nach dem Ende des Kalten Krieges gab es immer wieder Tauwetter-Phasen in den Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Westen. 1992 unterzeichnete Nord- und Südkorea eine gemeinsame Erklärung, in der sich beide Seiten dazu bekannten, keine Atomwaffen herzustellen oder zu besitzen. Doch schon 1993 drohte Nordkorea damit, aus dem Atomwaffensperrvertrag auszusteigen. 1994 war der frühere US-Präsident Jimmy Carter der erste US-Präsident, der Nordkorea besuchte und legte dort die Basis für diplomatische Gespräche. Darauf konnte die Regierung von Bill Clinton aufbauen: Nordkorea unterzeichnete ein Abkommen zur Einfrierung seines Atomprogramms.

Im Jahr 2000 besuchte US-Außenministerin Madeleine Albright Pjöngjang, um mit dem Norden über eine Ausweitung dieses Abkommens zu verhandeln und einen Besuch von Bill Clinton in den letzten Monaten seiner Amtszeit vorzubereiten, scheiterte aber letztlich. In der Ära von George W. Bush brach dieses Abkommen völlig zusammen, Nordkorea kündigte den Atomwaffensperrvertrag auf. Im Jahr 2003 versuchte China im Rahmen der sogenannten Sechs-Parteien-Gespräche Pjöngjang zur Aufgabe des Nuklearprogramms zu bewegen. Doch im Jahr 2006 erfolgte der erste Atomwaffentest - die Welt war schockiert. Südkoreas Roh Moo-hyun versuchte es mit Entspannungspolitik, die im Oktober 2007 in einem Treffen zwischen ihm und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il gipfelte.

"Wiener Zeitung" vom 28. Juli 1953 (1).

In der Ära von Barack Obama gab es keine Fortschritte. Doch nun, vor dem Treffen zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und Südkoreas Präsident Moon Jae-in, gibt es neue Hoffnung: In beiden Koreas wird das Gipfeltreffen, das um 9:30 Uhr Ortszeit in Panmunjom beginnt mit Spannung erwartet.

<10></10>Als erster nordkoreanischer Machthaber wird Kim in Südkorea sogar mit militärischen Ehren begrüßt. Anschließend beginnen Moon und Kim im Friedenshaus von Panmunjom zunächst ihre Gespräche in kleiner Runde, bevor sie auf die Delegationen ausgeweitet werden.