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Gescheitertes Tauwetter zwischen USA und Nordkorea

Von Thomas Seifert

Politik

Nach mehr als 17 Jahren und sieben Monaten treffen am Dienstag höchstrangige Vertreter der USA und Nordkoreas zusammen.


Singapur/Wien. "Gestern um 2 Uhr 01 MEZ wurde in der Friedenspagode in Panmunjom der koreanische Waffenstillstand unterzeichnet", berichtete die "Wiener Zeitung" am 27. Juli 1953. Die Vertreter der UNO, Chinas und Nordkoreas besiegelten im neutralen Dorf Panmunjom die Waffenruhe - der Koreakrieg, der am 25. Juni 1950 ausgebrochen war, hatte sein Ende gefunden. Die Frontlinie auf der koreanischen Halbinsel hatte sich in den drei Kriegsjahren mehrfach verschoben, 1,5 Millionen Süd- und 2,5 Millionen Nordkoreaner, ein Viertel der Bevölkerung, hatten ihr Leben verloren, genauso wie eine Million chinesischer Soldaten, 33.629 Amerikaner und 3194 Soldaten aus anderen Nationen.

Jahrzehntelang waren die Fronten festgefahren, erst nach dem Ende des Kalten Krieges gab es immer wieder Eskalations- aber auch Tauwetter-Phasen in den Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Westen.

Aber noch nie hat ein amtierender US-Präsident mit einen Machthaber aus der Kim-Dynastie persönlich verhandelt.

Das letzte hochrangige Treffen fand im Jahr 2000 statt. Am Ende der Präsidentschaft von Bill Clinton flog die damalige Außenministerin Madeleine K. Albright nach Pjöngjang und verhandelte rund sechs Stunden mit Kim Jong-il (Vater des heutigen Machthabers Kim Jong-un) und versuchte, ihn zur Einstellung der Raketentests zu bewegen. Damals gab es großen Optimismus, dass sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern verbessern würden: Ein Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-il und US-Präsident Bill Clinton kurz vor dem Ende von dessen Präsidentschaft sollte der krönende Abschluss seiner Präsidentschaft sein.

Doch daraus sollte nichts mehr werden: Einerseits lähmte der Streit um das Ergebnis der Präsidentenwahl des Jahres 2000 Washington, andererseits weigerte sich die nordkoreanische Seite, vor dem Besuch Clintons irgendwelche Garantien abzugeben - und beharrte darauf, alle Fragen direkt bei den Verhandlungen zu klären.

Nach dem 11. September 2001 rechnete George W. Bush Nordkorea in einer Rede der "Achse des Bösen" (gemeinsam mit dem Iran und dem Irak) zu - das während der Ära Clinton begonnene Tauwetter wich damit abrupt einer Eiszeit. Barack Obama unternahm keine Versuche, bessere Beziehungen zu Nordkorea herzustellen, da während seiner Amtszeit in Seoul konservative Regierungen an der Macht waren, die traditionell wenig Interesse an einer Politik des Tauwetters mit dem Nachbarn im Norden haben.