Trump Paroli bieten

"Wir sind eigentlich nicht links, wir sind Mitte-links", sagte Obradors Wunsch-Finanzminister Carlos Urzua unlängst zur Nachrichtenagentur Reuters. Eine Regierung unter dem 64-Jährigen, der auch den Beinamen "El Peje" (gewitzter Bursche, Anm.) führt, stehe für eine unabhängige Zentralbank, eine frei handelbare Währung, den freien Handel insgesamt und eine Deckelung der Ausgaben, also eine Schuldenbremse. Sie werde sich auch für den Erhalt des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA mit den USA und Kanada einsetzen.

Gleichzeitig will "Amlo" dem US-Präsidenten Donald Trump Paroli bieten. So tritt er etwa auch gegen den Mauerbau der Amerikaner an der Grenze zu Mexiko an. Es droht Krach. "Es wird einen Zusammenprall der Eitelkeiten, ein Zusammenprall der Egos geben", meint Juan Jose Rodriguez, ein ehemaliger Parteikollege, Freund und späterer Widersacher von Obrador, der diesen seit 40 Jahren kennt.

Die Popularitätswerte des scheidenden Präsidenten Pena Nieto sind - nicht zuletzt wegen umfassender Korruptionsvorwürfe und einer Reihe von Skandalen - im Keller. Er gehört der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) an, die Mexiko mit Unterbrechungen ein Dreivierteljahrhundert regiert hat. In den jüngsten Meinungsumfragen entsprechend weit hinten auf Platz drei liegt auch der regierungsnahe Präsidentschaftskandidat, der frühere Außen- und Finanzminister Jose Antonio Meade. An zweiter Stelle rangiert Ricardo Anaya, der eine Mitte-Koalition anführt. Er geht als gemeinsamer Kandidat der linken PRD, der konservativen PAN und der Bürgerbewegung Movimiento Ciudadano ins Rennen um die Präsidentschaft.

Korruptionskandal erschütterte PRI

Während Obrador seine Führung in den Meinungsumfragen verfestigt hat, haben sich seine beiden Kontrahenten mit Korruptionsanschuldigungen zerfleischt. Gegen Anaya läuft eine Untersuchung wegen Geldwäsche. Obrador verspricht den Mexikanern unter anderem die Bekämpfung der massiven Korruption in dem Land und höhere Pensionen. Der frühere Bürgermeister von Mexiko-Stadt verspricht alles besser zu machen als es bisher war und profitiert dabei von der weitverbreiteten Unzufriedenheit der Wählerschaft mit der Regierungspartei PRI wegen ausufernder Schmiergeldzahlungen, der Gewaltwelle, die über Mexiko rollt, und der schleppenden Wirtschaftsentwicklung.

Die in den vergangenen Monaten aufgedeckten Korruptionsskandale dürften die Bevölkerung jedenfalls vor der neuerlichen Wahl der stark angeschlagenen Regierungspartei PRI abschrecken. Diese führte das Land während mehr als 70 Jahren autoritär und kam 2012 - nach zwölf Jahren Pause - wieder an die Macht. Für Obrador ist es der dritte Anlauf auf das höchste Amt im Staat nach 2006 und 2012. Auch weitere Rückschläge wie zwei gescheiterte Anläufe auf ein Gouverneursamt und einen Herzinfarkt 2013 steckte er weg.